Immortal XI - Bloodbound

Mitschrift der Heiligen Inquisition, Aktuelle Mitteilungen an unsere Akolythen, möge euer Werk rein und eure Seelen ohne Furcht sein.

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Cadia
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Immortal XI - Bloodbound

Beitragvon Cadia » Mo 29. Mai 2017, 19:49

The Sinner and the Saint Part I


Wien, St. Steffan.
Der steinerne Boden war kalt und drückte gegen seinen Brustkorb. Sein Atem, ruhig und regelmäßig, kondensierte auf dem kaltem Marmor. Er lag bereits über eine Stunde so da, die arme zu den Seiten ausgebreitet, wie einst der Erlöser selbst der für sie alle am Kreuz gestorben war. Er hielt die Augen fest geschlossen und lauschte den Glocken des Domes über ihm. „Bruder Schuhmann?“ Die Stimme des niederen Bruders schnitt in Ruhe die sich in seiner Seele breit gemacht hatte wie ein brennendes Schwert. Natürlich wusste Schuhmann das er nicht alleine in diesem Haus Gottes war, doch er hatte die hallenden Schritte bis jetzt ausgeblendet. „Bruder Schuhmann!“ Er öffnete die Augen und schluckte den Zorn hinunter, während er sich langsam erhob. Der niedere Bruder hatte besser einer guten Grund, ihn während der Morgenandacht zu stören. Der Junge Novize sah verunsichert aus, als Schuhmanns kalter Blick sich auf ihn legte. „Bruder Schuhmann, verzeiht das ich euch störe doch ich wurde von höchster Stelle angewiesen euch unverzüglich eine Nachricht zukommen zu lassen. Kardinal Varella verlang eure Anwesenheit in der Heiligen Stadt.“
Peter – Maria Schuhmann wandte sich zum Altar um und bekreuzigte sich Rasch. Das war tatsächlich ein triftiger Grund.

Rom,
Varella sah nicht besonders gut aus. Er war blass, verschwitzt und zittrig. Tiefe Augenringe kündeten von den Nächten in denen er keinen Schlaf mehr fand. Schuhmann stand am Fenster und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Doch er konnte die Furcht fühlen die sich auch in seiner Magengrube ansammelte. Also war es am Ende so weit gekommen, dachte er. Er drückte das kleine, silberne Kreuz in seiner Hand so fest das es durch die Handfläche stach. Der Schmerz beruhigte ihn. Die lebende Heilige war gefallen. Der Teufel hatte gesiegt. Das Undenkbare war geschehen. Hatte Gott sie alle verlassen? War dies das Ende dieser Welt? Oder war es nur eine weitere Prüfung? Schuhmann war stur genug, Zweiteres anzunehmen. Es musste eine Prüfung sein. Die Kinder des Herrn mussten ein weiteres Mal ihren Wert im Angesicht des Bösen beweisen. Er musste stark bleiben, unnachgiebig im Glauben und in den Dingen die er tat. Doch er konnte seine Zweifel nicht vollends beseitigen ohne sich nicht selbst zu belügen.


Louisiana 1998

Sie hatten ihm einen Graphitstift gegeben nach dem er sich die Handflächen blutig gebissen hatte, um etwas an die Wand seines Zimmers zu malen. Er hatte immer gerne gemalt. Trucks, die sein Dad gefahren hatte. Jetzt konnte sich der Junge nichtmehr daran erinnern. Er konnte keine Trucks mehr malen, er malte etwas anderes. Etwas, dass sich durch die Netzhaut seiner Augen, in seine Seele gebrannt hatte wie ein glühendes Stück Metall. Er wurde besser über die Jahre. Die anderen Kinder spielten Draußen, er nicht. Sie lachten, er lachte niemals. Sie unterhielten sich, er redete kein Wort. Er malte und wurde besser. Sie strichen sein Zimmer zweimal im Jahr neu aus und neues reines Weiß überdeckte die Alpträume an den Wänden. Er protestierte niemals, sah es als Chance von neuem zu beginnen, besser zu werden. Seine Schwester besuchte ihn regelmäßig und auch wenn er den Anschein erweckte sie nicht zu beachten so genoss er ihre Anwesenheit. Sie war das einzig Reale in seinem Leben. Die Wärme ihrer Umarmungen, der Duft ihres Haares, dies Alles stärkte ihn. Sie hielt ihn davon ab den Kampf aufzugeben und in eine schönere Welt ohne Alpträume zu fliehen.
Sie gaben ihm Leinwände und Pinsel als er älter wurde und seine Wünsche auf Zettel schrieb. Es wurde besser je mehr er malte. Je genauer er wurde. Er las viel, lernte viel, tat sich leicht. Zu leicht. Sein Gehirn gierte nach Information, verarbeitete, berechnete. Sprachen, Mathematik, Chemie, Physik. Reale Dinge.

Samuel brachte ihm eine Tablet-Pc. Er hatte sich immer um ihn und Becky gekümmert, hat sie behandelt wie die Kinder die er nie hatte. Ein guter Mann. Digital konnte er viel ausrichten. Konnte noch genauer werden, fotorealistisch werden. Dann war es so weit.
Er hatte es, genau wie es sich eingebrannt hatte. Alles war Perfekt. Die Blutstropfen in der Luft, welche die scharfen Klauen aufwirbelten als sie das Fleisch zerrissen. Jedes Haar auf dem Fell des Monsters, jede Strähne im Haar seiner Mutter. Die Speichelfäden im vor Entsetzen, aufgerissenen Mund der Frau die ihn geboren hatte.
Er starrte drei Tage auf das Bild, ohne zu essen, ohne zu schlafen, ohne auch nur einmal aufzusehen. Dann war der Akku seines Tablets leer und sein Gesicht spiegelte sich im schwarz der Scheibe und er bemerkte das aus dem verstörten Kind ein junger Mann geworden war. Er warf das alte Tablet in die Ecke und beachtete es nie wieder. Die Bestie war fort, gebannt in dem Bild. Raus aus seinem Kopf und seiner Seele. Er war frei, und er vermisste seine Schwester.


Heute

Er war gerade dabei sein Mandarin etwas auf zu besseren, als ihm bewusst wurde das die Männer, die vor drei Tagen im Waisenhaus des Klosters ankamen, immer noch vor seinem Zimmer herumlungerten. Samuel kam zu ihm. Sein täglicher Besuch viel diesmal ungewohnt verhalten aus. Der alte Pater steckte ihm einen Zettel zu und ging ebenso hastig wie er gekommen war.

Deine Schwester steckt in Schwierigkeiten. Diese Männer sind gefährlich. Triff mich in der St. Peters Church.

Die Notiz blieb nicht unbemerkt und Timothy knüllte sie unter den argwöhnischen Augen seiner Bewacher zusammen und verschluckte sie hastig. Den Blicken nach zu urteilen hielten sie ihn für geistesgestört, und ihrem Äußeren nach schienen sie nicht sonderlich mit Intelligenz gesegnet zu sein. Der Eine konnte sich seine Krawatte nicht ordentlich binden und der andere roch nach Schweiz und saurer Milch was auf ein Herzleiden schließen ließ.

Sie waren ihm in jeder Hinsicht unterlegen. Timothy Jenkins brauchte 2,3 Sekunden um sich einen Fluchtplan zu überlegen. 4,34 Minuten später war er bereits außerhalb des Gebäudes und hat seine Bewacher abgehängt. 27 Min Später war er in der St. Peters Church Angelangt. Er hatte sich um 3 min verspätet weil der Plan der Umgebung den er vor 3 Jahren kurz gesehen hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 8 Jahre alt war und Mittlerweile zwei Straßen für ein Einkaufszentrum verlegt worden waren. Das war das erste Mal seit 13 Jahren das Timothy sich außerhalb des Klosters befand.

Er traf Samuel in dem Beichtstuhl und der berichtete ihm was er über seine guten Kontakte nach Rom heraus gefunden hatte. Becky soll sich in Moskau aufhalten, Sie sollt eines der Opfer eines schrecklichen Gasleitungsunfalls sein der sich unlängst im Hotel Ukrain zugetragen hatte. Timothy wollte dort hin. Er würde eine Rolle in dem Komitee übernehmen welches die Kirche nach Russland schickt um so manche Leichen zurück in die Heimat zu holen.
Das war das erste Mal das Timothy ein Wort mit Samuel gewechselt hatte. Er würde einen Anzug brauchen und einen Copyshop um seine Papiere zu fertigen, sowie Internetzugang in einem Café um eine Glaubhafte Identität zu erstellen. Er würde zwei Tage 4 Stunden und 34 Minuten dafür brauchen. Danach wären noch siebeneinhalb Stunden Schlaf nötig, die er jedoch im Flugzeug nach Rom leicht nachholen könnte.
Timothy kannte seine Akte. Hochfunktionaler Soziopath war eines der Worte die Dr. Franklin für ihn verwendete. Hochfunktionaler Soziopath gefiel Timothy irgendwie.

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