Immortal IX - Bloodwar

Mitschrift der Heiligen Inquisition, Aktuelle Mitteilungen an unsere Akolythen, möge euer Werk rein und eure Seelen ohne Furcht sein.

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Conan
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Immortal IX - Bloodwar

Beitragvon Conan » Do 24. Sep 2015, 15:57

Hafnarfjördür, Island.

„Ich bitte Sie! Sie braucht ein normales Umfeld und ich dachte Ihre Schule hätte Erfahrung mit hochbegabten Kindern?“ – „Tut mir leid, Frau Anarsdottir, aber die Entscheidung der Schule steht fest. Diese… Streiche müssen ein Ende haben.“
„Sie wissen schon, was ich Ihrer Schule bezahle?“ Der Mann der ihr gegenüber saß, nickte nur zur Antwort. – „Ich bitte Sie! Ihre Schule ist unsere letzte Hoffnung!“
„Es tut mir leid, aber… wie gesagt. Leben Sie wohl und alles Gute.“ Der Mann nahm seine Aktentasche und verließ das Haus. Am Weg nach draußen machte er einen großen Bogen um das kleine Mädchen, das im Gras des Gartens saß und mit ihrem Stoffhasen spielte. Er wagte es nicht, das Kind anzusehen, und beschleunigte seine Schritte.
Sophia stand am Fenster und beobachtete ihre Tochter beim Spiel. Es war, wie eigentlich immer in diesem Teil der Welt, spät am Abend oder früh am Morgen und die Sonne blieb hinter den sanften Hügeln stets verborgen. Sie waren erst drei Monate hier und das war bereits die neunte Schule, die ihnen den Laufpass gegeben haben.
Eva fühlte sich unbeobachtet und klappte das kleine Puppenhaus auf. Die Puppen begannen zu tanzen, ergriffen kleine Spielzeuginstrumente und formten ein Orchester, die Gartenzwerge hüpften im Takt und Eva dirigierte die Symphonie, die nur in ihrem Kopf Form und Ton annahm. Sophia stand hinter ihr im Garten und schlang besorgt die Arme um ihren Körper. Hatte sie als Mutter versagt? Sie hatte ihrer Tochter in den letzten zwei Jahren alles beigebracht, was sie wusste. Eva war so klug. Sie sprach nun 18 Sprachen fließend, konnte nahezu jedes Sicherheits-System knacken, verdammt, das Mädchen schoss mittlerweile sogar besser als sie selbst, obwohl es sich nicht sehr viel aus Schusswaffen machte. Sie hatte ihr alles an Menschlichkeit und Moral beigebracht, all die Dinge, die Sophia selbst von Lucas gelernt hatte. Eva langweilte sich, eben weil ihr alles so leicht fiel. Sie war jetzt zwölf Jahre alt und langsam begann sich die Frau abzuzeichnen, die sei einmal werden würde. Vielleicht hatte Sophia sie zu viel beschützt, aber was hätte sie auch anderes tun sollen. Eva war immer noch ein Kind. Das Konzil, Valerius, der Stille Eid, selbst eine Unsterbliche waren hinter ihr her und Sophia tat alles, um diese Mächte von ihrer Tochter fern zu halten. Doch selbst hier, am nördlichsten Punkt der Welt, würde man sie finden, wenn sie zu viel Aufsehen erregten.
„Eva…“
Das Mädchen erschrak etwas, die Puppen und die Gartenzwerge fielen um und verstummten. Sie drehte sich zu ihrer Mutter um und versuchte, möglichst unschuldig drein zu schauen. Es gelang ihr nur bedingt.
„…gerade war Herr Gunnarson von der Schule bei mir“, fuhr Sophia fort und Evas Miene wurde ernst. Sie wusste, was jetzt kommen würde und griff ihrer Mutter vor. „Wann ziehen wir um?“ – „So bald wie möglich…“ – „Und wohin diesmal?“
Sophia schüttelte den Kopf „Ich weiß es nicht.“ Sophia kam näher und hockte sich neben ihre Tochter ins Gras. „Du musst mit deinen Kräften haushalten, Eva. Diese Streiche in der Schule… das hier…“
„Aber, mir ist oft so langweilig, und Mr. Widdlesworth meinte, es ginge schon in Ordnung. Du hättest Mr. Gunnarsons Gesicht sehen sollen, als die Spinte alle am Kopf standen und...“ – „Es tötet dich, Eva.“ Sophia klang mehr besorgt als verärgert und strich ihrer Tochter durch das schwarze Haar. Die weiße Strähne, die sich in den letzten beiden Jahren gebildet hatte, sprach ein ganz deutliche Sprache und Sophia versetzte ihr Anblick immer wieder einen Stich ins Herz. War es bereits zu spät? Wie weit war Eva schon ausgebrannt, wie lange hatte sie noch? Ein paar Jahre, vielleicht weniger?
„Das ist so unfair!“ Eva wurde trotzig, immer öfter, je älter sie wurde. „Du weißt ja nicht, wie das ist. Es fühlt sich so toll an, wenn ich bin, was ich bin. Warum kann ich nicht einfach machen, es fehlt mir etwas wenn ich ‚normal‘ sein muss.“ – „Eva, warum gehe ich nicht in die Sonne?“ – „Das ist nicht dasselbe… ich meine… du bist gemein!“ Schluchzend suchte Eva das Weite und rannte ins Haus. Sophia lächelte mild. Eva würde in ihr Zimmer gehen und eine gute Stunde die Beleidigte spielen. Dann kam sie immer reuig daraus hervor und ihr Gelöbnis zur Besserung hielt für ein paar Tage.
Sie blieb noch eine Weile im Garten hocken und räumte die Puppen zurück in ihr Häuschen, während sie im Kopf mögliche Orte durchging, in die sie beide als nächstes ziehen könnten. Wie Zigeuner, nie lange am selben Fleck. Ein Nomadenleben, immer wachsam, immer vorsichtig.

„Sind sie Sophia Valerius?“
Sophia war wie versteinert, als sie die Stimme hinter ihr hörte. Langsam drehte sie sich um und erblickte den kleinen, mageren Mann, der an ihrer Gartentüre stand. Er wirkte etwas heruntergekommen, sein Bart war struppig, seine Kleidung schmuddelig, obwohl sie einmal sehr vornehm gewesen sein musste. Er sah sie mit eingefallenen müden Augen an.
„Diesen Namen trage ich schon lange nicht mehr“, antwortete sie ihm zögerlich. Der Mann lächelte entschuldigend. „Es tut mir leid, ich kenne nur diesen Namen… Könnten wir… drinnen weitersprechen, das wäre sicherer… und… hätten sie vielleicht einen Teller Suppe für mich, ich bin schon sehr lange unterwegs.“

Sophia stellte den Teller Buchstabensuppe vor dem Fremden ab und legte noch zwei Scheiben Weißbrot dazu. Eva liebte diese Suppe, sie formte immer die wildesten Wörter aus den Nudeln und bestand darauf, dass es sich bei Kreationen wie „afragolisiert“ um echte Wörter handle und konnte extrem geschickt argumentieren, warum dem so sei. Aus Gewohnheit hatte Sophia die Ränder des Brotes mit dem Messer weggeschnitten.
Sie setzte sich dem Unbekannten gegenüber und ihre Hand schloss sich um den Griff der Desert-Eagle, die sie unter dem Tisch versteckt hatte. Es war ein gutes Gefühl, eine schussbereite Waffe in der Hand zu halten. Seit zwei Jahren war sie quasi unsichtbar gewesen, hatte nicht einmal ein Anzeichen ihrer Verfolger bemerkt und plötzlich stand dieser magere Kerl vor ihr.
„Vielen Dank, Madame. Das Wetter in Island ist wirklich unerfreulich kühl, obwohl es hier gerade Sommer geworden ist. Ich war die letzten drei Wochen zu Fuß unter…“
„Wer zur Hölle sind Sie?“, unterbrach ihn Sophia.
„Mein Name ist Louis Chapois. Bitte entschuldigen Sie, das war sehr unhöflich von mir. Ich weiß, dass Sie und Eva verfolgt werden und ich weiß auch, dass Ihre Verfolger völlig im Dunklen tappen, was Ihren Aufenthaltsort angeht, zumindest noch.“ – „Wissen Sie auch, dass ich eine Waffe unter dem Tisch auf Sie gerichtet habe?“
Louis zuckte nicht einmal mit der Wimper. „Die werden Sie nicht brauchen, Sophia. Ich bin hier, weil ich ihnen helfen möchte. Man nennt mich auch den ‚Propheten‘…“


Tagebuch von Sophia,

Während ich hier im Terminal des Flughafens ins Reykjavik auf meine Maschine warte, finde ich Zeit, diese Worte niederzuschreiben. Früher half es mir immer, ein Tagebuch zu führen, es war als würde man seine Sorgen auf Papier bannen und war kurz von ihnen erlöst. Ich habe nun seit zwei Jahren kein Tagebuch mehr geführt, vielleicht weil ich keine Sorgen hatte, die ich loswerden wollte.
Zwei Jahre… Ich habe tatsächlich gedacht, es würde länger dauern, bis ich wieder die Rüstung und die Waffen eines Todeshändlers anlegen muss. Ich hatte sogar gehofft, es niemals wieder tun zu müssen. Wie töricht von mir. Man entkommt dem, was man ist, nicht. Die Welt holt einen immer wieder ein. Mich hat sie in Form des Propheten eingeholt. Er kam zu mir, um mich zu warnen.
Ich dachte, Ottokar wäre tot, schließlich habe ich ihn sterben sehen. Ich habe mir das Hirn zermartert, wer ihn umgebracht haben könnte, doch die wichtigste Frage habe ich mir niemals gestellt. Warum habe ich es überhaupt gesehen? Warum wurde mir der Tod dieses Vampirs unter die Nase gerieben? Nun weiß ich es. Weil es eine Lüge war. Ein Schwindel, den die Welt glauben musste und die Welt hat es geglaubt. Ottokar von Corvinus war noch am Leben und er war hinter Evas Blut her. Der Prophet hat es mir gezeigt. Eine Zukunft, in der ich versagt hatte. Corvinus hatte die Welt mit Blut und Tot überzogen. Die Häuser waren zerschmettert, Laszlo war tot, Kendra zu einem Ding verdreht, willenlos und nur noch eine Waffe der Corvinus. Ich sah eine Stadt bis auf die Grundmauern niederbrennen. Es war unmöglich zu sagen, welche es war, aber ich sah den Tod in den Straßen, und das Ende von allen Dingen, die einst gut und richtig waren. Das schlimmste jedoch war, das ich wusste, woher Ottokar in dieser Zukunft seine Macht bezog. Er hatte sie getrunken, meine Eva, bis auf den letzten Tropfen. In diesem Moment wusste ich, was ich zu tun hatte.
Ich bin eine Waffe, ich war nie etwas anderes und werde es auch niemals sein. Egal was ich versucht habe, am Ende blieb immer die Waffe übrig. Alles endete in Gewalt und Tod. Ich muss meine Tochter schützen und davonlaufen würde dieses Mal nicht genügen, Louis ließ keinen Zweifel daran. Wenn Ottokar von Corvinus nicht aufgehalten wird, wird er Eva finden. Er kennt Mittel und Wege, die so alt und so finster waren wie seine eigene Vergangenheit.
Ich ließ Eva bei Louis. Er konnte gut mit Kindern umgehen und er konnte in die Zukunft blicken. Ein unvergleichlicher Vorteil, wenn man nicht gefunden werden wollte. Chapois war selbst auf der Flucht. Die Bruderschaft war ihm dicht auf den Fersen und er erzählte mir alles über sie, was er wusste. Es war nicht viel, aber genug, um sie zu fürchten. Sarian war lange an der Seite des Propheten gewesen. Er hatte sich geopfert, um seinem Schützling die Flucht zu ermöglichen. Selbst der Prophet weiß nicht, ob der weiße Wolf noch am Leben ist oder nicht. Die Welt scheint erneut an der Schwelle zu stehen und die Ereignisse der nächsten Zeit würden entscheiden, welche Zukunft sich als die Richtige offenbaren würde. Geflügelte Worte für einen alternden Menschen. Auszubaden werden es andere haben und es wird Blut vergossen und Knochen zermalmt werden an dieser Schwelle, soviel war gewiss.
Ich habe nicht mehr viele Freunde auf dem Europäischen Festland. Louis zeigte mir, was sich im Haus Eden abgespielt hatte. Ich habe meine Fäden zu Emilio vor zwei Jahren durchtrennt und bin ihm eben so wenig etwas schuldig wie er mir etwas schuldig war, doch das hätte ich ihm niemals vergönnt. Lucia, meine Freundin, meine Schwester, was hast du nur getan? Hast du denn nichts gelernt? Vielleicht war es meine Schuld, vielleicht hätte ich ihr eben so viel beibringen müssen, wie sie mir beigebracht hatte. Vielleicht war ihre Existenz auch vom ersten Tag an verdammt und es hätte niemals eine Rettung für sie gegeben.
Das Gate hat gerade geöffnet und ich muss mich auf den Weg machen. Einen Weg aus Blut, Zorn und Tränen. Todeshändler, das ist meine wahre Natur. Tod und Schatten, das ist mein natürlicher Lebensraum. Ich bin wieder auf der Jagd und mein Ziel ist Ottokar von Corvinus. Ich mache mir keine Illusionen, wie meine Chancen stehen gegen einen Vampir, der über 4000 Jahre alt ist, aber ich habe meiner Tochter ein Versprechen gegeben und man soll keine Mutter unterschätzen, die ihr eigenes Kind beschützt.
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Cadia
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Re: Immortal VIII - Bloodwar

Beitragvon Cadia » Di 20. Okt 2015, 16:13

Tagebuch von Sophia, Tag 2

Mein erster Weg führte mich nach Turin. Das war zumindest der Letzte, mir bekannte Aufenthaltsort meines Erschaffers.
Ich wusste, dass das Zentrum des Hauses Eden unter einer alten Basilika lag, aber ich wusste nicht, wie sich die alte Kirche in den letzten zwei Jahren entwickelt hatte.
Eden hat einen Nachtclub daraus gemacht. Wie ich später erfahren sollte, gab es das Haus Eden in diesem Sinn nichtmehr. Emilio hatte sein Haus aufgeteilt auf eine ganze Reihe solcher Clubs im gesamten Mittelmehr Raum. „Eden Clubs“ waren die angesagtesten Locations in dieser Region und das Geschäft lief großartig. Das war allerdings nicht die Hauptsorge seines Besitzers und das Geld bereitete ihm auch keine Freude.

Ich ließ mich zu Emilio bringen und fand ihn in einem schrecklichen Zustand vor. Der Prophet hatte nicht gelogen. Selina hatte tatsächlich versucht Emilio zu töten. Er konnte im letzten Moment zu ihr durchdringen und tötete seine einst treue Gefährtin mit eigenen Händen. Emilio wusste genau, wer dafür verantwortlich war. In einem letzten klaren Moment erzählte Selina ihm von ihrem Zusammentreffen mit Luzia.

War es tatsächlich Rache, die meine Schwester antrieb? War es immer noch der Tod von Jano. Alles was ich über Luzias Vergangenheit, vor unserem Aufeinandertreffen mitbekommen hatte, war ein Leben ohne Liebe und voller Schmerzen. Es erinnerte mich an meine eigene Zeit. Wir Beide waren zu Werkzeugen geformt worden und das war es auch, was uns verband. Ich habe meine Fesseln schon vor langer Zeit abgestreift, doch schien meine Freundin immer noch in den Ketten ihrer Vergangenheit zu liegen. Sie hatte sich für Janos Tot mit einem Gedanken revanchiert, der nicht nur Emilio, sondern das ganze Haus Valerius hat leiden lassen. Der Zehnjährige Bruderkrieg hatte das einst mächtige Haus kurz vor die Auslöschung getrieben, aber sie schien immer noch nicht zufrieden zu sein. Nun hat sie die Idee des Hauses Eden zunichte gemacht. Alles was einst gut und edel an Emilios Plan gewesen sein mag, ist der Angst gewichen. Der Angst vor Luzia und ihrer Art. Emilio steckte jeden Cent den er mit seinen Clubs verdiente in die Jagd nach Empathen. Eden wurde in eine Vernichtungsmaschine umgebaut um sie alle vom Angesicht dieser Welt zu fegen und ich muss gestehen, dass ich Emilios Ängste verstehe. Aber ich kam nicht hier her um mit meinem Erschaffer über Svetlova zu sprechen. Ich brauchte seine Hilfe in einer ganz anderen Sache.

Sollte Ottokar von Corvinus tatsächlich gewinnen, so würde auch Eden darunter leiden. In Ottokars Augen war Emilio die Inkarnation von allem was Ottokar an dem Blut der Valerius hasste. Ein Valerius und ein Verräter. Emilio konnte nicht hoffen sich dem Urteil der Corvinus zu entziehen und ich überzeugte ihn, die Maschine Eden auf ein neues Ziel auszurichten. Die Empathen würden eine Weile Ruhe haben, denn ich benötige seine Ressourcen und sein Netzwerk.

Das Video, in dem Ottokar seinen Tod vorgetäuscht hatte, war der Schlüssel um ihn zu finden. Doch ich musste irgendwie an eine Aufzeichnung herankommen. Lomnizer Spitze war ein alter Konzil-Horchposten. Was bedeutete, das Konzil musste noch über eine Kopie verfügen. Und die würde nirgendwo anders sein, als in den Archiven von Mc. Adams.


Nachtrag,

Ich hatte einen seltsamen Traum. Ich saß zuhause auf der Couch und im Fernseher mündete diese unsäglich schlechten Serie gerade in einem weiteren Beziehungsdrama.
Eva war eingeschlafen und lag zusammengerollt neben mir. Ihr Kopf mit den schwarzen Locken ruhte auf meinem Schoß. Sie hatte Mr Widdlesworth im Arm und der Stoffhase starrte mich mit seinen Aufgenähten Knopfaugen an.
Ein Geräusch lies mich aufhorchen. „gib sie mir…“ hauchte jemand hinter mir. Ich drehte den Kopf und bemerkte ein Licht das aus dem Wandspiegel schien. Der Spiegel war mir abgewandt und ich entschloss aufzustehen und nachzusehen. Vorsichtig windete ich mich aus der Couch, denn ich wollte Eva nicht wecken. „gehe nicht!“ es war Mr. Widdlesworth, seine Stimme hallte in meinem Kopf wieder, die Knopfaugen starrten, wirkten besorgt. „ Komm….“ flüsterte die Stimme. Ich löste meinen Blick vom Kuscheltier meiner Tochter und ging auf den Spiegel zu.
Eine Hand hielt mich zurück. Ich drehte mich um, und blickte in Lukas Augen. „Tu das nicht…“ sagte er. Es tat weh ihn zu sehen, aber den Klang seiner Stimme zu hören, brach mir fast das Herz.
„Du …. bist tot...“ stammelte ich, mehr fiel mir nicht ein. Der Traum wirkte so real, dass sich mein Unterbewusstsein an das letzte Bisschen Realität das übrigblieb, klammerte. Mehr viel mir nicht ein. Ich könnte mich Ohrfeigen dafür.
„Hör nicht auf sie….bitte.“ Lukas Stimme verklang als er mich los lies, in den Schatten zurücktrat und verschwand.
„Kainskind…“ lockte die Stimme aus dem Spiegel.
Ich musste mich ihr stellen. Entschlossen schritt ich auf den leuchtenden Spiegel zu. Da stand sie vor mir. In ein blutiges, zerschlissenes Brautkleid gehüllt. Die Augen… ich finde keine Worte sie zu beschreiben. Als ob sie in deine Seele schauen und für jeden Augenblick den man erhascht, ein Stück herausreißen. Da stand Sie, wie vor zwei Jahren am Hafen von Ney York. Auf einem Berg aus Leibern. Der Unsterbliche der Manhattan ausgelöscht hatte. Meinetwegen. Wegen Eva. Emma Bradock.
„So sieht man sich wieder Kainskind..“ Ihre Stimme klang wie das brechen von Eis, wie das zermahlen von Knochen. „Du weist warum ich hier bin. Gib sie mir!“ Ich schüttelte den Kopf. „Zögere das unausweichliche nicht hinaus. Ich werde sie ohnehin finden. Sie stirbt, Ich könnte sie retten. Gib sie mir!“ – „Niemals!“ erwiderte ich und sie begann zu lachen. Sie lachte, lauthals, verächtlich, böse. Ich ergriff einen Stuhl und zerschmetterte das lachende Spiegelbild und damit auch meinen Traum.


Tag 3

Ich flog umgehend nach Dublin um mich mit Emilios Kontaktmann zu treffen.
Er nannte sich Quinn und der Mann war mir ein Rätsel. Er roch nach Parfüm und Schminke. Er war kein Mensch, soviel stand fest, aber meinen Sinnen blieb es verwehrt mehr herauszufinden. Das war also Emilios "Meister Dieb". Er gab sich als perfekter Gentleman und war sehr hilfsbereit. Ich würde ihn brauchen um an die Aufzeichnung zu kommen. Wir entwickelten einen Plan. Quinn war einmal aus einem Hoch-Sicherheits-Konzilgefängnis geflohen. Wer aus so einer Sache lebendig rauskommt, der kommt auch in die Archive. Ich sollte in der Brauerei für eine Ablenkung sorgen, und Quinn würde die Aufzeichnung organisieren. Ich hatte keine Zeit zu viele Fragen zu stellen. In diesem Fall würde ich einem Fremden vertrauen müssen.



Tag 4

Wir haben es geschafft, ich kann es kaum glauben.
Ich hatte mich verkleidet und mimte die tschechische Austauschstudentin. Es war ziemlich leicht mich bei der berühmten McAdams Brewery Party einzuschleichen. Selbst Mc Addams selbst hatte mich nicht erkannt. Ich spielte die Betrunkene, schlich mich in die Brauerei und verursachte eine Epische Überschwemmung. Die perfekte Ablenkung für Quinn. Ich habe nicht die geringste Ahnung wie, aber er ist dort rein und wieder raus gekommen, und zwar mit der Filmaufzeichnung in Händen.
Wir haben den Abend bei einem romantischen Abendessen in Paris verbracht. Ich bin mir nicht sicher ob dieser Quinn mir den Hof macht oder ob das einfach nur seine Art ist.
Quinn ist ein Guhl. Das hat er mir mittlerweile gestanden. Ich bin erstaunt und beeindruckt. Ich kannte Guhle bisher nur als geifernde, wahnsinnige Kreaturen. Nun stand dieser gepflegte und gebildete Mann vor mir, und wusste nicht so recht was ich sagen sollte. Es war Emilio der ihn auf Vordermann gebracht hatte. Emilio hatte immer ein Händchen für die Sonderlinge. Quinn schien sich seiner Herkunft zu schämen, doch ich bestärkte ihn. Er ist etwas Besonderes, etwas einzigartiges. Er sollte stolz darauf sein.


Im Badezimmer blickte ich in den Spiegel und glaubte kurz Emma zu sehen. Wie ein Nachbild. Ich hatte das seit meinem Traum immer wieder. Ich verstehe das nicht. Warum jetzt? Warum nach drei Jahren. Ich muss mich konzentrieren. Ich habe eine Aufgabe, ein Ziel. Ottokar muss fallen. Ich darf mich nicht von meinen Träumen ablenken lassen, und ich muss aufhören Spiegel zu zerschlagen.


Die Videoaufzeichnung ist zwar vollständig, doch die Qualität leider sehr schlecht. Die Gesichter der Helfer blieben verborgen, also brauchten wir einen Spezialisten. Quinn machte mich mit einem Menschen namens Wolf bekannt. Er war so ein Spezialist. Quinn meinte sogar, er würde der Beste seines Faches sein. Nun bleibt mir nur noch zu warten bis Wolf mit seiner Arbeit fertig ist.
Ich will nicht ungeduldig sein, aber ich kann förmlich fühlen wie mir die Zeit davon läuft.
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Re: Immortal IX - Bloodwar

Beitragvon Cadia » Sa 16. Apr 2016, 10:40

Ich erwachte gerade als die Sonne fast untergegangen war. Eva hatte sich zu mir gekuschelt und war irgendwann eingeschlafen. Lucas fuhr gerade vom Highway ab und lenkte den Wagen auf die schmalere Seitenstraße. Er musste den ganzen Tag durchgefahren sein und immer noch beharrte er darauf das unser Ziel eine Überraschung sein sollte. Die Baumwipfel waren in Rot und Gold getaucht und ich verlor mich in ihrem Anblick. Ich erinnerte mich an diesen Morgen, an dem ich nackt in Lucas Hotelzimmer am Fenster stand. Ich sah sie aufsteigen, wie sie langsam hinter der Prager Burg hervorkam, wie sie alles in ihr Licht tauchte. Wie ihre Strahlen auf der Haut prickelten. Damals hätte ich es in Kauf genommen, wenn Sie beschlöss mich auszulöschen. Das wäre es wert gewesen. Sie entschloss mich nicht zu verbrennen, mir diesen einen Moment zu gönnen. Lucas und ich schliefen miteinande,r die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut. Ein Tag wie ein Wunder. Ein Tag an dem ein Wunder geschaffen wurde. Eva erwachte gerade als der Wagen die Koppel passierte. „Mama schau! Da sind Pferde!“ Sie war so aufgeregt wie ein Mädchen beim Anblick dieser Tiere nur sein konnte. Lucas hatte ein Gestüt mit einem kleinen Landhaus erworben. Dieser Ort sollte unsere Zuflucht werden, unser geheimer Ort. Fernab der lärmenden Großstadt war es hier so ruhig, so friedlich…


die Jagt beginnt.

Quin weckte mich recht unsanft. Ungern erwachte ich aus meinen Erinnerungen. Es war soweit. Dieser Wolf hatte das Video fertig, die verschlüsselten oder gelöschten Fragmente wieder rekonstruiert und zusammengesetzt. Endlich sahen wir das gesamte Video. Männer in schwarz zerren einen zappelnden Ottokar von Corvinus aus seiner Zelle, ins Sonnenlicht. Der geblendete gebrochene Vampir schreit, und fleht, während die Sonne die Haut von seinem Körper brennt. So weit so bekannt. Doch plötzlich wird das Rolltor im rechten Moment geschlossen, die Sonne wieder ausgesperrt und das flehen des Corvinus ging in ein raues Lachen über. Die Männer in schwarz waren Japaner, und es waren keine Menschen. Die Art wie sie sich bewegten, wie sie Atmeten. Das waren Vampire und nicht irgendwelche. Ihre Schwerter hatten sie verraten. Das waren Kunan des Vampirkaisers. Ich hatte noch niemals direkt mit ihnen zu tun, doch Markus unterhielt Kontakte zum Vampirkaiserreich.
Ich würde so einen Kunan finden müssen, Ihm seine Geheimnisse entreißen. Blut lügt nicht, doch brauche ich zuerst das Blut.
Emilio wusste Rat. Er selbst hatte seinen Kunan abgelehnt, doch er wusste wo sich relativ leicht einen finden könnte. Garres hatte seinen Kunan ebenfalls abgelehnt also hatte Irons ihn zu Perchta geschickt. Ich würde sie in Pilsen auffinden.
Quin und ich machten uns auf den Weg. Perchta besaß einen Club in Pilsen der im ganzen Land bekannt und berüchtigt war. Quin mimte einen reichen Deutschen Gast der es für nötig befand sich lauthals über alles, bei Alenka Perchta zu beschweren. Ich nutzte die Ablenkung um mit dem Kunan ins Gespräch zu kommen. Diese Männer waren professionelle Killer, kühl, berechnend, gefährlich aber sie hatten einen entscheidenden Nachteil. Sie hatten Ehre und Stolz. Die richtigen Worte zum richtigen Moment und der Samurai verlor die Neven. Ich nahm den Faustschlag in Kauf, schließlich wollte ich ihn ja nach draußen locken. Ein Duell, wie Ehrenmänner. Dieser Narr schätzte mich völlig falsch ein. Ich folgte ihm durch die Küche nach draußen. Quin hatte am Weg zur Hintertür meine Pistolen versteckt. Noch bevor der Kunan im dunklen Hinterhof seine Schwerter ziehen konnte, erschoss ich ihn wie einen Hund. Er war der erste den ich seit drei Jahren getötet hatte. Ich war erstaunt wie leicht es mir gefallen war in mein altes Schema zurück zu fallen.
Sein Blut war recht aufschlussreich.
Dieser Kunan war bei der Befreiung Ottokars anwesend. Ich sah durch seine Augen wohin sie den geschundenen Körper gebracht hatten. Eine alte aufgelassene UDssR Kaserne in Polen, die nun von einem privaten Söldnerunternehmen geführt wird. „Hartmann und Söhne.“ Mein nächstes Ziel.


Das Nachtsichtgerät war ihr ins Gesicht gerutscht, den es war viel zu groß für ihren Kinderkopf. Beide Hände hatten die Finger zu Pistolen geformt und sie schrie „Peng, Peng, Peng!“ während sie Lucas über die grüne Wiese hinterher eilte. Ich beobachtet die Beiden durch das Fenster des Landhauses. Wie der „Peng, Peng, Peng!“ Lucas dreht sich zu ihr um zuckte unter der Wucht der imaginären Projektile und starb dann einen äußerst dramatischen Tod. Eva glotzte verdutzt auf ihre Fingerpistolen, und plötzlich sprang Lucas vom Boden auf, stürzte sich brüllend auf sie und beide rollten lachend durch das Gras. Ich sah es nicht gerne wenn Eva „Todeshändler“ spielte, aber sie war glücklich und das war das wichtigste.


Hartmann & Söhne

Wir erreichten die Kaserne kurz nach Mitternacht. Der Plan war einfach, Quin würde über das Lüftungssystem einsteigen, sich zur Verwaltung durchschlagen und so viel Infos wie möglich stehlen. Ich selbst würde mich über die Quartiere einschleichen und mich etwas umsehen. Ich war überrascht so viele Sicherheitsschleusen vorzufinden. Eine gestohlene Schlüsselkarte verschaffte mir Zutritt in die vierte und unterste Ebene des Komplexes. Es war eine Blutbank. Säcke voller Menschen, hunderte Tote durch das Matte Plastik kaum zu erkennen. Ich ging weiter quer durch die Leichen als ich das Becken fand. Hier hatten sie Ottokar hochgezüchtet. Ein Becken aus Blut, gefüllt mit dem Blut hunderter Menschen. Es muss Jahre gedauert haben. Manche der Säcke waren Markiert. Das Zeichen des Hauses Salvatore. Wollten sich die Bluthändler Ottokars Gunst erkaufen?
Quin kam fast zu spät zum Wagen zurück und das erste Mal sah ich sein wahres Ich. Es ist etwas völlig anders sich darüber bewusst zu sein das er ein Guhl war und es wahrhaftig vor sich zu sehen. Er hatte gefressen und ich hatte keine Ahnung ob er Söldner dafür getötet hatte oder selbst ein Paar Leichensäcke gefunden hatte und ich habe ihn auch nicht danach gefragt.
Wir informierten Emilio über unseren Fund. Er hatte sich gerade mit Lazlow Valerius getroffen. Emilio und Valerius waren nun verbündete gegen ihren gemeinsamen Feind. Emilo würde Sienna über Hartmann und Söhne informieren und ein treffen mit des Salvatore Zwillingen arrangieren. Mein nächster Weg führte mich nach Mexico.


Lucas hatte seinen Kopf in meinen Schoß gelegt. Das Kaminfeuer knackte, flutete Licht und Wärme in das Rustikale Zimmer des Landhauses. Er atmete schwer als meine Finger durch sein dichtes Haar fuhren. Er hatte ein Chemotherapie abgelehnt, da es ohnehin zu spät dafür war. Ich hatte immer angenommen stark genug zu sein, wenn der Tag kommt an dem Lucas den Weg eines Sterblichen gehen würde. Es war noch zu früh, er war noch so Jung. Ich machte ihm das Angebot welches ich geschworen hatte ihm niemals zu unterbreiten, und im selben Atemzug hasste ich mich dafür. Lucas lehnte ab. Er würde als der Mensch Lucas sterben. Dafür liebte ich ihn so sehr. Er war um sovieles stärker als ich. Ich sah herab auf den Mann der mir meine Tochter geschenkt hatte. Seine Haut war fahl und grau. Er röchelte erneut, hustete Blut in ein Taschentuch. Ich konnte Eva in ihrem Zimmer leise weinen hören. Sie wusste was bald mit ihrem Vater geschehen würde. Bald würde ich diejenige sein die stark sein muss, für mich, für mein Kind.


Haus der Toten

Ich traf Emilio am Flughafen in Mexico City von wo wir uns auf den Weg machten. Er hatte bereits etwas recherchiert. Pablo Salvatore unterstützte soweit es nach ihm ging Valerius, sein Zwillingsbruder Esteban jedoch schien Ottokar zu favorisieren. Emilio würde die beiden treffen, seine goldene Zunge sprechen lassen und herausfinden wer da im Hintergrund Gift in Estebans Ohr träufelt. Ich würde mich um den Rest kümmern müssen. Seit ich Emilio von seiner Jagt nach den Empathen abgebracht hatte wirkte er viel Vitaler und selbstsicherer als zuvor. Das Wrack Emilio das ich vor ein paar Monaten besucht hatte, schien verschwunden zu sein. Und sein Altes Ich trieb langsam wieder an die Oberfläche. Vielleicht wäre es gut für ihn diesen privaten Krieg gänzlich sein zu lassen. Die Waagschale leicht auf Lucias Seite hängen zu lassen und sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Seine Entscheidung, aber es wirkte so als würde sein Krieg ihn mehr zurichten als zu befriedigen.

Die schwarze Limousine war voll mit den abstrusesten Gestalten aus Emilios Hofstaat, als sie den Weg hinunter zur Hazienda della muerte rauschte. Eingekeilt zwischen zwei Bergen die zu jeder Tageszeit ihre Schatten auf die Anlage warfen, mitten in der Wüste War die Hazienda der Hauptsitz des Hauses Salvatore. Und einer Ihrer Haupt Produktionsstätten. Salvatore, das bedeutete Blut. Blut und Menschen. Jeder kaufte von Salvatore, nicht nur die Vampire. Ich erinnerte mich daran das Selbst der mächtige Marcus Valerius um ein gutes Verhältnis zu Salvatore bemüht war. Jedes Mal, wenn die Blutbanken sich leerten wurden sie mit Beständen von Salvatore wieder aufgefüllt.
Hier werden sie hingebracht, Menschen die entführt wurden, Flüchtlinge die sich hoffnungsvoll an Schlepper gewandt hatten die keine waren. Menschen aus den äußersten Rändern aller Menschlichen schichten. Hier wurden sie Hingebracht um verarbeitet zu werden. Blut, Fleisch und Sklaven, das war Salvatores Geschäft.
Das Treffen verlief gut und Emilio hatte einen Plan. Es schien das Pablos Frau diejenige war. Sie pflegte ein Verhältnis mit Esteban. Die Brüder teilten scheinbar alles miteinander. Allerdings schien es das Pablos wahre liebte der Kunan zu sein schien. Er war die Quelle dieses Übels. So einfach jedoch war das nicht. Den Kunan zu töten würde nicht reichen. Pablos Frau zu töten würde das Problem nicht lösen. Der Plan den Emilio und Ich entwickelten war Herzlos, kalt und effizient. Wenn ich darüber nachdenke scheint das Valeriusblut in unseren Adern immer noch stark zu sein.
Ich würde Bleiben, Ich würde Estella Salvadore, Estebans Frau töten und zwar mit dem Schwert das ich dem Kunan in Pilsen abgenommen hatte. Estella wusste nichts von dem Machenschaften ihrer Liebe. Sie wusste nichts von Ihrer Schwägerin. Unbeteiligt, unschuldig wäre sie ein verbündete gewesen. Das sah ich in ihren Augen als ich durch das Fenster in ihr Gemach eindrang. Sie verstand nicht, bis zum Schluss warum sie dieses Ende verdient haben sollte. Ich tat was ich musste, für Eva aber ich hasste mich dafür als ich Estella das Katana durch ihr Herz jagte und es dort beließ.
Ich floh auf den gleichen Weg, auf dem ich mich in die Hazienda geschlichen hatte. Esteban machte kurzen Prozess. Dem Kunan wurde der Mund zugenäht, damit er endlich aufhörte seine Unschuld zu beteuern. Sie spannten ihn nackt zwischen vier ausgewachsene Stiere. Die Tiere taten nur einen Schritt und zerrissen des Kunan langsam und qualvoll. Das war das Gesetzt der Rinderherren und die Zwillinge hielten sich an diese Gesetzte. Esteban war nun genügend gegen Ottokar aufgebracht. Pablos Frau war verstummt. Und Ich, die Mörderin, floh zu Fuß durch die Wüste.



Es war der Abend nach der Großen Modeschau. Der Abend der Feier nach der Feier. Clode und Lucia hatten Kleider getauscht und waren mittlerweile Eingeschlafen. Sam saß vor einem kleinen Turm Schnapsgläser. Esra hatte das Trinkduell gegen ihn bereits verloren und der Wolf suchte mit müden, blutunterlaufenen Augen nach einem neuen Opfer. Ich ließ mich nicht lumpen und es dauerte nicht lange bis der Alkohol Sam end gültig den Rest gab. Ich wanderte durch das Haus, es war etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang. Überall lagen Leiber. Meine Findelkinder des Hauses Lazarus. Sie schliefen sich ihren Rausch aus, Liebten sich oder brüteten still über ihre eigenen Dämonen. Dieser Triumpf war genauso ihr Verdienst wie es der meine war. Lazarus, war es ein Traum oder war es eine Lüge? Beides waren Dinge die nicht lange bestand hatten. Doch an diesem Abend fühlte es sich an als würde es ewig halten. Ich traf ihn an der Karaoke Box. Dort saß er, die blonden Haare tief in den Augen und schien keine Notiz von mir zu nehmen während er leise „The sound of silence“ Sang. Es war Lucias Idee gewesen ihn dazu zu holen. Lukas war erst seit zwei Monaten Tod und schon ertappte ich mich bei einem Gedanken der mich innerlich rasend machte. Ich empfand noch etwas für diesen Halunken, diesen Verräter. Das war der Grund warum ich ihn nicht hier haben wollte. Er war wie eine Alte Wunde die wieder aufgerissen wurde. Es schmerzte ihn um mich zu haben, und ein finsterer Teil in mir sehnte sich nach diesem Schmerz. Er hörte auf zu singen und sah mich direkt an mit seinen Verfluchten, schönen Augen. Er wusste was ich dachte, ohne meine Gedanken lesen zu müssen und ich kannte ihn gut genug um zu wissen das er in diesem Augenblick genau dasselbe dachte. „Was machst du hier, Vincent?“ raunte ich. „Ihr habt mich gerufen, schon vergessen?“ kam die Antwort. „Du hättest nein sagen können..“ – „ Das habe ich aber nicht..“ Wir waren uns plötzlich sehr nah. Wie von selbst waren wir aufeinander zu gegangen ohne das zu wollen. Dieser Moment entstand, an dem es wie Elektrizität knisterte, dieser eine Moment an dem man sich küssen und es einfach geschehen lasse konnte oder es für immer sein lassen würde.
„Nein.“ Hauchte ich und wandte mich ab. Ich sprach nur aus was wir uns beide dachten. Es würde nie wieder so werden wie es gewesen war.



Ein Pakt der keiner sein sollte

Es dauerte eine Woche bis ich die Wüste hinter mir gelassen hatte und weiter drei Tage bis ich endlich in einem Flugzeug zurück nach Europa saß. In Paris lautete mein Handy das ich nur zu einem einzigen Zweck bei mir trug. Es war Eva. Es würde ihr schlecht gehen. Irgendetwas wäre Loss. Ich stahl einen Wagen und fuhr los, fuhr wie der Teufel persönlich. Sie war mit dem Propheten in den Bairischen Alpen. Eva war nun fast vierzehn und ich vergas immer das sie nun fast kein Kind mehr war. Sie sagte jemand oder etwas würde ihre Kräfte anzapfen. Sie würde schwächer werden und wusste nicht was sie dagegen unternehmen soll. Selbst Mr Withelsworth war verstummt weil sie bereits geschwächt war. Louis meinte man müsse an einen Ort bringen an den Sie schöne Erinnerungen hätte, an dem sie sich wohl fühlt um zu Kräften zu kommen. Es gab nur einen Ort auf dieser Welt der dieser Anforderung gerecht würde. Er musste sie nach Amerika bringen, in die Range die Lucas für sie gekauft hatte. Sie würden sich sofort aufmachen und einen Flug chartern in 12 Stunden würden sie dort sein. Luis sagte mir noch etwas. bösartige Kreaturen würden einer Frau mit einer eisernen Maske auflauern. Er wusste, dass es wichtig war und ich verstand sofort. Ottokar würde erneut versuchen sich Kendra Garres zu schnappen. Er gab mir die Koordinaten. Ich würde den nahen Tag abwarten und dann sofort aufbrechen. Eva wollte mein Versprechen das wir uns wiedersehen würden. Sie wollte einen Pakt der das besiegelt. Es gab nichts was ich lieber getan hätte. Wir spuckten uns in die Hand und… Es war wie eine Barriere, eine unsichtbare Kraft die unsere Hände von einem Handschlag abhielt. Der Kosmos der sich gegen diesen Pakt sträubte. Eva strengte sich an, bog die Realität, bog den Kosmos um den Pakt möglich zu machen. Ich hatte nichts geahnt.


Eine Falle für Kendra

Es war später Abend als mein gestohlener Wagen in das Parkhaus in Bern einfuhr. Hier musste es sein. Sie würden mich in den Kameras sehen und sie würden wissen wer ich bin. Das Konzil wird wissen das Sophia Valerius zurückgekehrt ist. Im Vierten Stock parkte ich unweit der einzigen Autos die ich bisher in dem Haus gesehen hatte. Diese Gefährte gehörten ganz eindeutig dem Haus Garres. Ein Aufzug war auf den Weg nach oben. Ich wartete bis sich die Lifttüren öffneten und Kendras Augen die meinen trafen. Für Erklärungen blieb nicht viel Zeit. Rolltore vielen herab und die Falle schnappte zu. Aus den dunkelsten Schatten schälten sie sich. Riesen, schwer gerüstet wie aus einem japanischen Manga entsprungene Monstren. Rote Augen leuchteten hinter ihren Dämonen Masken hervor als sie ihre grotesk großen Waffen zogen. Sie waren zu Acht und jeder für sich gute drei Meter groß. Ohne große Worte griffen sie an. Der erste wurde von Kendras Macht erfasst. Sein Blut strömte aus ihm heraus, als ob er durch ein Sieb gedrückt wurde. Blut das direkt in Kendras Haut verschwand. Ich wusste nicht das so etwas möglich war. Doch reichten ihre Kräfte nicht für alle Angreifer. Ich selbst tötete zwei dieser Dinger aber es war alles andere als leicht. Hatte ich mir Zuviel aufgebürdet?


Ein Fehler

Ich blutete stark als sich ein dritter auf mich stürzte. Ich wich seiner Klinge aus, als er mich plötzlich packte, in die Luft hob und meinen geschundenen Körper in den Asphalt krachen ließ. Als die Sterne vor meinen Augen verschwanden sah ich die Kline bereits nieder gehen, ich fühlte wie sie in meinen Körper eindrang, wie mein Fleisch aufgeschlitzt wurde, wie Knochen und Wirbelsäule brachen. Ich hatte meine Fänge zu einem stillen Schrei entblößt. Die Pistole entglitt meiner kraftlosen Hand.

Ein Mädchen saß am Tisch des Esszimmers des alten Landhauses. Sie fühlte, dass etwas nicht stimmte. Das der Kosmos sich nicht an ihren Willen hielt. Ihre Augen wurden schwarz als sie nach dem Grund suchte. Da Sah sie es. Die Vampirin aufgespießt und Tod, doch der Pakt sollte bestand haben. „Ich rette dich Mama!“ Rief sie in ihrem Geist und sie wusste es würde Kraft kosten.


Ich schlug meine Augen wieder auf. Meine Hand fuhr zu der Klinge die in mir steckte und zerbrach sie wie einen morschen Zweig. Die Pistole war wie von selbst in der Anderen, ein Finger zog den Abzug immer und immer wieder. Die Projektile zerfetzten die Dämonenfraze und alles was darunter lag. Meine Beine gehorchten mir nichtmehr. Als mein Körper sich erhob erkannte ich das ich nur noch ein Zuseher in dieser Sache war. Die Pistole war leer geschossen, ich ließ sie fallen, und hob die zerbrochenen Klinge vom Boden auf. Es war als würde ich mir selbst dabei zusehen, wie ich den ersten gepanzerten Riesen mit dieser Klinge in zwei Hälften teilte. Wie eine Maschine fuhr ich fort. Die zerbrochene Klinge hob und senkte sich, bis die Riesen alle vernichtet waren. Ich blickte zurück, wie ein Dämon des Todes. Kendra war am Leben und hatte In diesem Moment mehr Angst vor mir als vor den Monstren die rings um mich im Staub lagen. Ich sah es in ihren Augen.

Die zerbrochene Klinge entglitt meiner kraftlosen Hand. Schwärze, die sich von den Augenwinkeln wie ein Tuch über meinem Selbst ausbreitete. Ein Schmerz in meiner Brust, wie ihn eine Klinge niemals verursachen könnte. Ein Schmerz wie ihn nur eine Mutter fühlen kann. Eine Gewissheit, Ein Schmerz, und die Dunkelheit.


Das Mädchen zitterte, Ihre schwarzes Haar war nun schlohweiß, Blut floss aus ihrer Nase, und den Ohren, rote Tränen liefen über ihre blassen Wangen und tropften von ihrem Kin hinab auf ihr weißes Kleidchen. Anstrengung und Schmerz waren fast unerträglich, aber sie würde nicht damit aufhören. Ihr Vater stand an ihrer Seite, legte seine Hand auf ihre Schulter, bestärkte sie, wartete. Dann war es vollbracht. Das Schicksal war verdreht und neu geordnet worden, der Kosmos hatte sich vor ihrer Macht gebeugt. Doch der Kosmos forderte ein Opfer. Das Mädchen wusste, dass es so kommen musste. Es war Ihr eigenes Leben, Ihr Schicksal. Sie hatte selbst bestimmt wie es Endet und sie bereute nichts. Ihr kleiner Körper rutschte kraftlos von dem Stuhl. Der Schmerz war fort und alles rückte in die Ferne.
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Re: Immortal IX - Bloodwar

Beitragvon Pangaea » Sa 21. Mai 2016, 19:31

"Heute Abend habe ich es gespürt, dass Eva tot ist.

Du kommst doch mit deiner Trauer sicher allein zurecht, oder?

Ich kann und werd nichts für dich tun.

Ich kann dir nur eins sagen.

Jemand hat sich an ihren Kräften bedient und das ist verfickt nochmal um ein vielfaches schlimmer als ihr Tod. Ich weiß, wer es war.

Und du hast es zugelassen.

Ich nehme an, Emilio ist gerade bei dir. Richte ihm schöne Grüße aus."
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Re: Immortal IX - Bloodwar

Beitragvon Cadia » Mi 6. Jul 2016, 20:08

Bloodwar III

„Arash Kur tar Valarch“…Die Katakomben waren erfüllt mit dem Kanon der Mönche. Er hallte von den blutgetränkten Wänden wieder und rote Tropfen schienen im Gleichklang mit dem Gebet von der Decke herab zu tropfen. „Arash Kur tar Valarch…“ Eine Sprache so alt wie die Menschheit ließ alles um ihn herum pulsieren, wie der Herzschlag einer gewaltigen Bestie. Ein Herzschlag der die Schritte des neuen Hohepriester begleitete bis er an dem hohen unterirdischen Tor angelangt war. „Arash kur tar Valarch…“ Seine Hände drückten die Flügel des Tores auf und er schritt hindurch. Dunkel Rote Dampfschwaden wogten um seine, mit Blut vollgesogene Robe. „Arash Kur tar Valarch…“ Er schritt voran, näherte sich dem Strom aus Blut der von der Decke herab und über die Gestallt floss, die inmitten dieses roten Wasserfalls stand. Die Tore fielen hinter ihm in ihre Angeln und sperrten den Singsang aus. Nur das satte plätschern das Blutstromes störte die Stille der Halle. Das Blut braucht seine Königin, dachte er, als er sie betrachtete. Kendra war völlig nackt und wand sich lustvoll im Fluss des Blutes. Als er sie das erste Mal hergebracht hatte, waren es nur Tropfen die von der Decke auf den Altar herabfielen, nun war es ein Strom. Niemand hatte etwas umgebaut oder verändert, das Blut suchte sich seinen Weg von allein. Kendras Haut war mit Blut bedeckt, ihr Haar klebte dicht an ihrem Körper. Sie öffnete Ihre Augen und blickte ihren Hohepriester an. Zwei schillernde Diamanten die aus einer Wand aus Blut auf ihn nieder blickten. Ein geringerer Mann hätte sich auf die Knie falle lassen, doch so ein Mann war er nicht und die Königin hätte niemals einen solchen Mann an ihrer Seite geduldet.
„Ruben, du siehst besorgt aus.“ Es tat gut ihre Stimme ohne der Maske zu hören. Nur er allein durfte das, durfte sie so sehen. Sie war wunder schön. „ Es geht um unseren … Gast. Olivia und Xander denken, dass sie zu einem Problem werden wird.“ Er sprach direkt, ohne große Zeremonie, ohne großem Aufhebens. Wenn sie unter sich waren standen sie sich nahe, waren gleich.“ Die Königin gluckste belustigt. Ihr zerstörter Mund verzog sich zu einem Lächeln zeigte eine Reihe weißer Zähne. Die Eckzähne fehlten. Ein Wunde die sich niemals wieder schließen würde, Narben die niemals verschwinden würden. Ihr Gast war dafür verantwortlich. Dieselbe Person, die plötzlich, wie aus dem nichts, aufgetaucht war um der Königin das Leben zu retten.
„Was denkst du, Ruben, sollen wir mit ihr machen?“



Tagebuch von Sophia,

Ich hänge von der Decke und wiederhole den Kampf immer und immer wieder. Jede Bewegung, jedes Manöver. Die Riesen waren stark und schneller als es den Anschein machte. Ich hatte keine Chance, Ich war besiegt und todgeweiht, bis plötzlich… Ich wage nicht weiter zu Blicken. Es nagt in mir als ob ich ein Rattennest in meinem Bauch umhertrage. Es frisst mich von innen auf. Ich verdränge es, strafe die Vorahnung mit Schweigen und Ignoranz. Ich brauche Gewissheit, aber eigentlich will ich sie nicht erlangen.
Sie haben mir hier eingesperrt. kalte geflieste Wände, kaltes Licht. Sie haben mich mit Blut versorgt, sich um meine Wunden gekümmert. Aber seit ich hier bin, hat niemand mit mir gesprochen. Ich musste hier raus.
Die Tür öffnete sich geräuschvoll. So viel Schlösser wurden aufgemacht. Sie mussten wahrlich Angst vor mir haben. Ein Mann trat ein Eine Maske verdeckte die untere Hälfte seines Gesichts, sein Haar, schlohweiß und lang, hing ihm über starke breite Schultern. Ich wusste wer er war, auch trotz seiner Maske. Virgil Garres war eine Legende unter den Todeshändlern. Der Todesengel, der weiße Tod. Ein Mann der zu einer Waffe geformt worden war. Wir Beide waren uns nicht unähnlich. Er bot mir an, mich in den Dienst des Hauses Garres zu stellen um ihnen zu helfen Ottokar von Corvinus zu Fall zu bringen. Er machte mir klar, dass nicht unbedingt eine Wahl hätte. Wenigstens war er ehrlich zu mir.
Es war mir egal, Ich musste zu meiner Tochter, musste sehen was geschehen war. Ich gab ihm das Versprechen, zurück zu kehren. Er hatte Ehre genug mir diesen Wunsch zu gewähren. Er ließ mich gehen und ich stürmte los. Zum alten Gutshof, zu meiner Eva. Mein Gefühl musste mich täuschen. Ich musste mich Irren. Alles andere war undenkbar.

Ich fuhr was die Maschine hergab, kürzte durch Wälder und Weizenfelder ab. Mein zerschlissener Anzug und der dunkle Motoradhelm hielten das schlimmste ab und ich erreichte das Gut kurz nach Sonnenuntergang. Das Haus war bis auf die Grundmauern niedergebrannt, es roch nach kalter Asche und verbranntem Holz. Ungläubig stolperte ich durch die Ruine. Ich fand Mr Widlsworth zwischen den Trümmern. Er war etwas angesengt aber an sonsten in einem recht guten Zustand. Hier war nichts. Keine Leichen, keine Anzeichen für einen Kampf. Vielleicht hatte Louis das getan? Vielleicht mussten sie fliehen? Ich belog mich selbst, doch in diesem Moment ergriff ich jeden Strohhalm den ich finden konnte.
Ich versuchte ihn zu erreichen. Erst als ich mein Mobiltelefon zückte bemerkte ich die Nachrichten darauf.
Die Nachricht meiner geliebten Freundin schmerzte mich. Der kalte Zorn darin erschrak mich. Du irrst dich Schwester. Nichts wäre so schlimm wie ihr Tod. Lucia musste sich Irren.

Der Prophet hat mir nur ein Wort gesandt. „Glannsville“

Ich erreichte Hankstown in einer Stunde. Die Heimat von Lukas Großeltern wurde in den 1920 Jahren umbenannt. Während des Bürgerkrieges hieß er Glannsville. Lukas Großeltern waren schon seit fünfzehn Jahren gestorben. Ich hatte diesen Ort nie besucht. An der überwucherten Friedhofsmauer fand ich den Lazarus Wagen der beim Anwesen gefehlt hatte. Mit zitternden Knien schritt ich auf den alten, fast vergessenen Totenacker. Da war es, das Grab von Lukas Großeltern. Frische, umgegrabene Erde. Jemand hatte einen Namen auf dem Grabstein ergänzt. Eva. Ich fiel auf die Knie. Konnte und wollte es nicht glauben.
Ich nahm die Schaufel die unweit des Grabes in der Erde steckte und grub. Ich grub wie eine Besessene, bis der alte Stiel meiner Kraft nachgab. Ich grub mit den Händen weiter wie ein Tier. Meine Hände ertasteten eine kleine Metallbox. Es hatte zu regnen begonnen und die Tropfen weichten die Erde auf. Ich kniete im Matsch und lies den Inhalt durch meine Hände rieseln. Eine Halskette wickelte sich um meine Finger. Das kleine silberne Herz, darin ein Bild von Lucas. Ich hatte sie ihr geschenkt.
Die letzte Barriere war gefallen, die Ratten strömten aus dem Nest in meinem bauch und vielen über mich her. Der Schmerz zerriss mich, und ich krümmte mich im Grab meiner kleinen Tochter vor Agonie. Meine Hände krallten sich in die Asche meiner Eva und ich weinte. Ich hatte noch niemals geweint.
Der Regen endete und die Sonne stieg langsam in den Himmel. Ich lag immer noch in dem Grab und entschied, dass es nun auch meines werden sollte. Ich wartete auf die Sonne, auf ihr gleißendes Urteil. Ich würde Brennen und das sollte ich auch. Ich würde zu Staub werden, wie meine Eva. Ich war bereit, ich freute mich darauf. Gerade als die Erlösung mich in meiner Grube beinahe erreichte stellte sich ein Schatten zwischen mich und meinem Ende. Es war Louis. „Es war ihre Entscheidung, Sophia. Ich konnte sie unmöglich davon abhalten. Eva wollte es so, sie hatte ihre ganze Macht gebraucht um es so geschehen zu lassen. Sie hat das Schicksal über das Knie gebrochen und sie wusste welchen Preis sie dafür zahlen musste.“
Er hatte die Spuren verwischt und dafür gesorgt, dass nichts von ihr übrig geblieben war. Er dachte sie verdiene es bei ihren Verwandten begraben zu sein. Es war mir egal was er sagte. Meine Tochter war tot und ich am Leben. So sollte es nicht sein, so sollte es niemals sein. Ich sagte ihm er soll zu Seite gehen und er tat es. Die Sonne erfasste ich vollständig, kribbelte auf meiner Haut. Ich würde brennen und vergehen, zu Asche zerfallen und mich mit meiner Eva vermischen. Ich stellte mich aufrecht in die Gischt aus Licht auf das ich hinfort gespült werde aus dieser grausamen Welt.
Doch es geschah nichts. „Das ist ihr Geschenk an dich Sophia. Sie hat dir die Sonne geschenkt.“ Hörte ich den Propheten hinter mir sprechen. Ich öffnete die Augen und blinzelte ungläubig in den Sonnenaufgang hinein. „Selbst die Sonne will mich nicht…“ murmelte ich. Ich war traurig das ich um diesen Tod beraubt wurde. „Die Sonne braucht dich nichtmehr zu interessieren Kainskind. Es liegt noch viel Arbeit vor dir.“ Herrschte mich der Prophet an. Dann blinzelte auch er, als ob er aus einem Traum erwachen würde. „Es ist weg, Sophia. Die Stimmen… die Bilder….Alle fort. Ich bin frei!“



Fairmont Grand Hotel Kiev , Ukraine.

Ruben stieg elegant aus dem Taxi das ihn vom Flughafen zu dem Hotel gebracht hatte. Er wirkte geschäftig und routiniert, mit seinem Maßgeschneiderten Anzug und dem kleinen Trolley den er behände über die Treppe zur Lobby wuchtete. Hier sollten sich also die Verbündeten von Ottokar von Corvinus mit den Lada treffen. Ruben gefiel es wieder etwas zu tun zu haben. Er nahm seine Aufgaben im Kult sehr ernst, aber er war schon immer mehr der Schurke gewesen als der Mönch.
Es dauerte nicht lange bis er den Agenten des Corvinus auf die Spur gekommen war. Der große Ottokar bediente sich also Menschlichen Söldnern. Er musste wahrlich verzweifelt sein. Auf dem Weg zu seinem Zimmer sah er auch noch eine Asiatin mit einem Gefolge. Seine scharfen Sinne verrieten sie als Vampirin. Das musste also die Delegation des Hauses Lada sein. Sein Zimmer lag etwas abseits des Treffens, was ihn Ärgerte, aber man beäugte ihn skeptisch also schlüpfte er schnell hinein um nicht entdeckt zu werden. Ruben musste näher an das Treffen heran um mehr heraus finden zu können. Der Flur wurde bewacht also musste er einen anderen Weg finden.
Ruben öffnete das Fenster und stieg vorsichtig auf den Sims. Sein Blut war nicht mit dem Wiederstand gegen die Naturgesetze gesegnet, Rubens Qualitäten lagen wo anders. Er war kein allzu geübter Kletterer und ein Sturz aus dieser Höhe würde gewiss sein Ende bedeuten. Es begann eine unwürdige Kletterpartie entlang schmaler Simse bis er ein Fenster fand das nur angelehnt war. Ruben krabbelte hinein und blickte in den Lauf einer Pistole.
Am anderen Ende der Waffe befand sich Tatjana Valerius. Die Tochter des Lazlov war also auch in Kiev um den Lada hinterher zu schnüffeln. Ruben brauchte seinen ganzen Charme um die argwöhnische Todeshändlerin davon zu überzeugen, dass sie Beide in dieser Sache Verbündete waren.
Ruben legte Sein Ohr an die Tür und lauschte. Seine extrem scharfen Sinne trugen ihm die Wörter des Treffens zu. Lada forderte das Stambuch ihres Hauses zurück, dass ihnen vor langer Zeit von den Corvinus geraubt wurde. Im Gegenzug würden sie Ottokar unterstützen.
Ruben hatte genug gehört. Er ließ Tatjana über diese Sache im Dunklen, verbäugte sich despektierlich vom Fenstersims aus und begann seine ungeschickte Kletterpartie zurück in sein Apartment.


Tagebuch von Sophia Valerius.

Ich hielt mein Wort das ich Virgil Garres gegeben hatte und fand mich nach drei Tagen wieder im Hause Garres ein. Olivia begrüßte mich. Ich konnte ihre Abneigung mir gegenüber förmlich fühlen, doch wir erkannten, dass wir uns gar nicht so unähnlich waren. Olivias Liebe für Kendra ging weit über das hinaus, was Vampire für ihre erschaffenen Kinder empfanden. Sie war mir dankbar, dass ich ihrem Kind das Leben gerettet hatte und fühlte gleichzeitig meinen Verlust. Wir waren zwei Frauen die verstanden was es bedeutet ihre Kinder zu lieben und das machte uns gleich. Egal ob die eine Valerius und die Andere Garres Blut durch ihre Adern strömen ließ.

Ich bekam ein eigenes Apartment zugewiesen wo ich neue Kleider vorfand. Dieses Haus war so anders als ich es bisher erlebt hatte. Die Vampire hier trugen ein Lächeln auf den Lippen, zumindest dann, wenn sie das Gefühl hatten beobachtet zu werden. Sie trugen alle dieselben Kleider. Grau wie das Zwielicht waren sie. Freundlich und liebenswert und von beidem etwas zu sehr, als ob sie etwas zu verbergen hatten.
Es war mir Gleichgültig. Die Kleidung passte, sie funktionierte, ich funktionierte. Ich ertrage es nicht Zeit für mich zu haben. Zeit zum Nachdenken zu haben. Ottokar von Corvinus war Schuld an allem. Er war das Übel dieser Welt und ich würde ihn vernichten. Ich schob mir die Welt so zurecht wie ich sie brauchte. Solange ich auf der Jagt bin, bin ich konzentriert. Ich sperre den Schmerz aus und jage. Das macht es einfacher.

Das Stammbuch der Lada musste herangeschafft werden, bevor Ottokar seine gierigen Finger daran legen konnte. Es gab nur ein Problem. Das Buch befand sich in der Obhut des Konzils und wurde im sichersten Ort aufbewahrt den es dafür gab. Der Schweizer Litfarn Bunker galt als unbezwingbar. Die Schatztruhe des Konzils beherbergte unzählige Artefakte und war mit modernsten Mitteln gesichert. Das klang nicht schlecht, doch 100 prozentig sicher ist heutzutage gar nichts. Man musste nur skrupellos genug sein.

Ich traf mich mit Quin. Wenn jemand wusste wie man in so eine Anlage hinein gelangte, dann war das er. Der Guhl hatte recht schnell eine Idee.
Er nannte mir noch zwei Namen die einen Solchen Coup ebenfalls vollbringen würden. Der Eine war eine Söldnerorganisation, die sich aus ehemaligen Elitesoldaten formierte. Rubens Beschreibung nach dürfte es sich bei der Delegation, die sich mit Lada getroffen hatte um diese Leute handeln. Der Andere war ein Mensch der sich „der Architekt“ nannte.
Ein reicher, gelangweilter Asiate, der solche Jobs nur annahm um sich zu beschäftigen.
Ich suchte ihn auf. Wie sich herausstellte hatte „der Architekt“ die Planung für Corvinus übernommen. Ich tötete ihn, schließlich arbeitete Ich gründlich.



Bern, Anwesen der Irons,

Ruben zupfte sich die Rüschen seines Ärmels zurecht, während er neben Kendra in Keneths Büro saß. Es ärgerte ihn das Kendra vor dem Hexenmeister steht zu Kreuze kroch. Es fehlte nur noch, dass er sie auffordern würde seinen Siegelring zu küssen, und beim Blut, sie würde es wahrscheinlich auch noch tun und sich darüber freuen. Sie war die Blutkönigin, und Kenneth sollte derjenige sein der Ihr Respekt zollt, nicht umgekehrt. Doch dieses Treffen war wichtig. Ruben war ganz Xanders Meinung. Der einfachste Weg an das Buch zu gelangen war immer noch der, es sich einfach von Irons geben zu lassen.
Wie dem auch sei, Irons war nicht gerade kooperativ. Er gab sich großspurig und arrogant. Ruben hatte kein Verständnis für Kendras unterwürfige Art. Dann wurde Kenneth zu einem Telefonat gebeten. Es schien wichtig genug zu sein um Kendra und Ruben sitzen zu lassen. Ruben lauschte und was er hörte trieb ein gehässiges Lächeln in sein hübsches Gesicht. Als Irons zurückkam erteilte er ihnen die Erlaubnis das Buch zu holen, er hatte jetzt größere Sorgen. Mortimer Smithe war Tod.


Tagebuch von Sophia

Natürlich wurde mir die fragwürdige Ehre zu Teil dieses Buch aus Irons Bunker zu holen. Nicht weil sie mir vertrauten. Ich war entbehrlich, sollte etwas schief gehen. Quin sollte mich begleiten, es war gut einen geschickten Ausbrecher dabei zu haben. Außerdem traute ich ihm mehr als jedem Garres.
Ich sollte mich täuschen. Gerade als wir das Buch hatten, startete der Angriff von Ottokars Söldner. Quin schnappte sich das Buch und floh. Ich tötete zwei der Angreifer die mir den Weg versperrten. Sie mögen die Elite der Menschen gewesen sein, doch sie hatten einer Todeshändlerin nichts entgegen zu setzen. Aber ihre unbedeutenden Leben kosteten mir Zeit. Ich kam zu spät um Quin aufzuhalten. Er riss mehrere Seiten des Buchs heraus und stopfte sie sich in den Mund während er rannte. Ich konnte ihn nichtmehr einholen aber ich konnte dafür sorgen das die Lakaien des Corvinus es ebenfalls nicht taten. Drei weitere vielen meinem kalten Zorn zu Opfer. Dann wurde die Gegenwehr der Wachen in der Anlage immer intensiver und sie flohen. Ich glaube nicht das viel von ihnen mit dem Leben davon gekommen waren.

Ich konnte nicht ohne dem Buch zurück zum Haus Garres. Also nahm ich Quins Fährte auf. Emilio sagte mir wo sein Unterschlupf war.
Das kleine Strandhaus war schmutzig und heruntergekommen. Es stank nach Fäkalien und verdorbenem Fleisch. Ich betrat die Hütte am helllichten Tag, damit hatte der Guhl Quin nicht gerechnet. Er hatte so gut wie das ganze Buch verschlungen. Es tat ihm Leid, dass er mich verraten hatte, doch er hatte seine Gründe. Sein Volk stammt von einem Ort, tief im weiten Land Sibirien. Der Gulag war niemals ein Arbeitslager der Sowjets. Es war die Brutstätte der Guhle, und sie wurden von Lada gut versorgt. Alle Geheimnisse über Quins Volk standen in diesem Buch. Er wollte sie Ottokar vorenthalten, er wollte sie Lada Vorenthalten und darum hat er es gefressen.
Ich verstand ihn. Quin wollte nur sein Volk beschützen. Doch er hat mich verraten und ich musste Kendra etwas bieten. Qunin kämpfte tapfer, und als er tot war nahm ich mein Messer zur Hand um in ihm nachzusehen, was ich von dem Buch noch retten konnte.

Mehr als ein paar Blutverschmierter, nach Magensäure stinkenden Seiten konnte ich Kendra nicht vorweisen, aber die Blutkönigin zeigte sich zufrieden. Nicht das mir das Theater mit einer Königin etwas bedeutete, auch wenn ich ihre neuen Kräfte bereits in Aktion gesehen hatte. Wichtig war, dass wir nun einen Köder hatten. Ottokar dachte das Garres das Buch in seinem Besitz hatte. Seine Verbündeten waren tot oder hatten sich von ihm abgewandt. Er stand Alleine und seine letzte Chance war ein Bündnis mit Lada. Er musste kommen und sich diese Buch holen. Die Falle war gestellt und ich werde warten.
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Re: Immortal IX - Bloodwar

Beitragvon Cadia » Fr 26. Aug 2016, 22:42

Angst

Ein seltsamer Schleier schien über dem alten Anwesen in Pennsylvania zu liegen. Selbst die älteren Vampire des Hauses, deren ewiges Leben aus einer niemals enden wollenden Ballnacht zu bestehen schien, spürten es. Nippten an Gläsern die in zitternden Händen gehalten wurden. Die Jungen Vampire, ansonsten voller Glaube und Zuversicht, hatten das ewige Lächeln gegen ein Gewehr eingetauscht. Nun sahen sie, in ihren grauen Anzügen, aus wie Soldaten und nichtmehr wie seelige Gläubige. Graue Soldaten die den Schaft ihrer Waffen umklammerten bis die Knöchel weiß hervortraten. Angst herrschte im Hause der Königin. Angst vor der Rache der Corvinus.


Kriegsrat

Tagebuch von Sophia Garres,
Der Kriegsrat wurde einberufen und Ich wunderte mich nicht schlecht, dass ich eingeladen war. Bisher wurde ich stets wie eine Aussetzige behandelt. Wie ein ungebetener Gast, bei dem man nur aus Höflichkeit schweigend darauf wartet, dass er von selbst wieder das Weite sucht. Doch diesmal war ich dabei, bei den Hohen Herren der Garres, denn sie waren verzweifelt und brauchten jeden Rat den sie bekommen konnten. Ich war erstaunt das Kendra, obwohl sie sehr wohl von den Mitgliedern ihres Hauses als Blutkönigin bezeichnet wurde in diesem Kreis als eher gleichgestellt agierte. Das wäre für einen Marcus Valerius undenkbar gewesen. Xander wollte Ottokar nach Pennsylvania locken und ihn auf gewohntem Terrain besiegen, wobei er keinen Heel daraus machte das er in diesem Kampf wohl keine große Hilfe sein würde. Kendra wollte um jeden Preis so viele Garres Leben schützen wie möglich. Dieser Ruben schien zwar wild entschlossen Ottokar zur Strecke zu bringen, doch seine Hauptsorge war das Wohlergehen Kendras. Ich frage mich langsam ob zwischen den Beiden etwas am Laufen ist. Virgil und ich ersonnen eine Falle und Olivia hatte den passenden Ort dafür. Puilaurens, eine alte Ruine nahe der Spanisch - Französischen Grenze. Ein Ring aus Mauern und ein verfallener Turm, keine Deckung, kein Schutz vor der Sonne. Sie war Ideal. Kendra würde einen Mitternachtsball abhalten, so der Vorwand. Xander würde Informationen darüber in Umlauf bringen, dass die Reste des Lada Buches dort als Trophäe präsentiert werden würden, das war der Köder. Sprengstoff, Vampire, Bloodsucker, Virgils Äxte und meine Pistolen würden die Falle zuschnappen lassen. Es war ein guter Plan. Beim Blut, es könnte funktionieren.

Ich würde nicht direkt nach Puilaurens reisen, zuvor würde ich Virgil begleiten. Ich sollte ihm helfen eine Leiche zu stehlen. Ein Toter Vampir der Morgenröte wurde in den kühl Kammern der Seuchenkontolle des Konzils in Bern aufbewahrt. Virgil würde sein Blut brauchen um in irgendeinem Ritual seine Waffen zu verbessern. Ich halte nicht viel von diesem magischen Unsinn, und noch weniger halte ich etwas davon, unsere Zeit damit zu vergeuden indem wir uns mit dem Konzil anlegen, aber ich würde mitspielen. Ich habe ja auch keine große Wahl.


Das Geschenk


Es wurde gerade Tag als Sophia die Grand Avenue entlang ging. Die Sonne ging gerade hinter dem Big Apple auf und sie drehte sich um und blinzelte in die Sonnenstrahlen die sich zwischen den Glasfronten der Wolkenkratzer ihren Weg bahnten. Es war still in der Stadt die niemals schlief. Die Straßen waren leer und keine Menschenseele war zusehen. Keine Flugzeuge am Himmel, keine Hubschrauber. Die Reklametafeln waren ausgeschalten und tot. Tot wie die ganze Stadt. Sophia wandte sich wieder um und sah von weitem Ihr Haus. Das Haus Lazarus. Langsam ging sie darauf zu. Die Türen standen offen, wie sie es immer taten. Sie ging hinein, lies ihren Blick über die leeren Geschäfte, Läden und Studios schweifen, als sie die Treppe nach oben nahm. Vorsichtig, wie sie es immer tat, wich sie dem herumliegenden Spielsachen ihrer Tochter im Flur aus und betrat ihr altes Büro. Die Scheibe des Fensters, durch das sie damals gesprungen war, war immer noch zerbrochen und das Glas knirschte bei jedem Ihrer Schritte unter ihren Stiefeln. Es war alles so wie sie es verlassen hatte. Der Schreibtisch mit diesem Bild von Lucas der die die kleine Eva auf den Schultern trug. Ein Ansichtsexemplar des Katalogs mit der neuesten Kollektion, die Bilanzen des letzten Monats. Unweigerlich viel ihr Blick auf den Wand Safe neben ihrem Schreibtisch. „Der Sonnenschirm“ von Monet, welcher den Safe verdecken sollte lag achtlos daneben im Staub. Sie war damals in Eile gewesen. Die Tür des Safes war angelehnt. Sophia war sich sicher die Türe offen stehen gelassen zu haben, als sie das Schwert des Markus und die Patrone herausgenommen hatte. Die Kugel die den Papst getroffen hatte. Diese verfluchte Kugel die Vincent getötet hatte. Sie schüttelte den Kopf. Nicht die Kugel hatte Vincent getötet, Sie war es, die ihn damit getötet hatte und sie würde es wieder tun, ohne zu zögern. Vorsichtig näherte sie sich dem Safe, behutsam öffnete sie die Tür. Darin lag eine Patrone. Nicht irgendeine Patrone. Die Patrone. Die selbe Hülse, die selbe Gravur. Ungläubig griff Sophia danach, wog sie in der Hand, fühlte das Kribbeln und das Brennen auf den Fingern. Ihre Faust umschloss die Patrone und plötzlich floss es heraus. Eine zähe, violette Flüssigkeit. True Blood. Es floss aus ihrer Faust, rann über ihre Finger, tropfte von ihren Köcheln. Immer mehr und mehr, es bildete eine Pfütze zu ihren Füßen, mehr und mehr , bedeckte den Fußboden ihres Büros, mehr und mehr, Rann hinaus in den Flur, mehr und mehr, kroch an ihren Sohlen entlang bis zu den Knöcheln, mehr und mehr, und dann kam sie in den Raum. Die Schleppe ihres schmutzigen Brautkleides zog durch die Flüssigkeit am Boden und ließ sie kräuseln, rote blutige Striemen, wo ihre ansonsten schneeweiße Haut aufgeplatzt war, glänzten fleischig und feucht, Augen durchbohrten Sophia. Unbeschreibliche Augen.
„Du hast verloren Emma, meine Tochter ist dort wo du und deines Gleichen sie niemals erreichen werden, Unsterbliche. Verschwinde endlich und lass mich in Ruhe.“ Sophia klang trotzig, spuckte der Kreatur ihren Schmerz entgegen. Emma Bradoc fixierte sie, „Wie kommst du darauf, dass es mir um deinen lästigen Balg gegangen ist, Kainskind?“ Sophia machte vorsichtig einen Schritt zurück und erstarrte. Es ging niemals um Eva. In Sophias Träumen hatte der Unsterblich immer mit Eva gesprochen. „Gib sie mir!“ hatte er gefordert. Sophia war nur der Zuseher der Spiegel zerbrochen hat. Eva hatte sie beschützt, nicht umgekehrt.
„…und was ist das für ein neuer Trick?“ brachte Sophia hervor und öffnete ihre Faust um den Blick auf die Patrone freizugeben. „Kein Trick, ein Geschenk“ Der Unsterbliche klang belustigt, „Diese Kugel war dein Talisman. Dein Schutzmantel. Du hast immer gedacht, solange du diese Kugel hast kannst du selbst meinesgleichen Auslöschen. Du hast dich für unantastbar gehalten. Nun…bis du sie an dem kleinen Zauberer verschwendet hast. Bis du deinen Talisman weggeworfen hast.“ –„Das ist unmöglich die Selbe….“ – „Zweifelst du an mir?!“ die Belustigung war verflogen, “Du ziehst gegen ein der Ältesten, womit? Deinen lächerlichen kleinen Pistolen? Nur ein Treffer mit deinem Talisman und er wird fallen. Nimm sie, Sie ist ein Geschenk.“ Sophia wog die Patrone in der Hand. Ließ sie in der Handfläche hin und her rollen. Immer noch sickerte True Blood aus ihr heraus. Das Angebot war verlockend. Nur ein Treffer, Sophia wusste dass sie das konnte. Aber, der Preis? Sie würde es auch so schaffen. Sie musste es auch so schaffen, oder dabei sterben. Nichts von beidem hatte seinen Reiz für sie verloren. „…nein…“ murmelte sie. Langsam drehte sie die Hand mit der Handfläche nach unten. Die Patrone viel geräuschlos zu Boden, das True Blood war verschwunden.
„DU WAGST ES?!“ Das Ding in Emma Bradoc schrie vor Zorn. Ihre Haut riss auf, dehnte sich. Es war als klappte sie auseinander, weitete sich auf um sich um Sophia wieder zu schließen. Wie das Maul einer Schlange das sich mit ausgehängtem Kiefer um die Maus zu schließen sucht. Sophia reagierte blitzschnell. Sie duckte sich weg, hechtete über ihren Schreibtisch hinweg und Sprang aus dem Fenster. Wie damals.



Ich erwachte am Steuer, als Jemand die Hintertür des Wagens aufriss und eine schweren schwarzen Sack auf die Rückbank wuchtete. „Wir haben alles!“ Virgils Stimme klang gedämpft hinter der Maske aus Eisen die er immer trug.. Ich startete das Fahrzeug, während er zur Beifahrer Tür eilte. Die anschließende Flucht aus Bern war eine wilde Verfolgungsjagt. Das Konzil wollte uns auf keinen Fall einfach so gehen lassen. Es dauerte eine Weile bis ich unsere Verfolger abschütteln konnte, doch am Ende gelang es.


Endgame,

Pillaurens war zu einer Festung ausgebaut worden. Kendra residierte in einem großen Zelt, empfing jedoch keine Besucher. Xander hatte sich vor dem Eingang aufgebaut um dafür zu sorgen das niemand die Königin stört. Die Käfige, vollgefüllt mit Bloodsucker, waren ebenfalls mit Zeltplanen abgedeckt und säumten den gesamten Hof. Vampire und loyale Haustruppen patrolierten auf den Festungsmauern. Aus der Luft würde diese Ruine tatsächlich so aussehen als würde dort ein rauschendes Fest gefeiert werden. Natürlich wusste Ottokar das dem nicht so war, dass es sich um eine Falle handeln musste. Aber er hatte keine Wahl. Sophia hoffte, dass seine Arroganz ausreicht um ihn zu einem unüberlegten Handeln zu zwingen. Sie überprüfte die angebrachten Sprengladungen im Turm wo das Stammbuch aufbewahrt wurde und in der verborgenen Höhle im Berg unterhalb der Festung. Im schlimmsten Fall würden sie den Berg über Corvinus zum Einsturz bringen. Einigermaßen zufrieden trottete Sophia ins Freie und setzte sich in das niedergetrampelte Gras. Der Mond war gerade aufgegangen, es war 21:30.


Tagebuch von Sophia Garres,
Virgil kam zu mir, als ich gerade meinen Gedanken nachhing. Wir redeten. Nicht um uns zu beruhigen, denn wir Beide waren Profis in diesen Sachen. Ich hatte das Gefühl es ging mehr darum, dass wir uns etwas zu sagen hatten. Virgil Garres, der Scharfrichter seines Hauses und ich hatten vieles gemein. Wie ich, damals im Hause Valerius so war auch Virgil der Todesbote seiner Blutlinie. Er erzählte mir von der Zeit als er das noch nicht war. Er hatte jemanden geliebt. Eine Indianerin vom Stamm der Siox. Er behauptete ihren Namen vergessen zu haben. Eine glatte Lüge, doch ich verstand dass er ihn nicht aussprechen wollte, sich nicht erinnern wollte. Er hatte diese Erinnerung weggesperrt, und den Schlüssel so tief in sich vergraben das er ihn nicht wieder finden konnte. Er hat sie zu einem Vampir gemacht und sie waren ein halbes Jahrhundert vereint. Doch eines Tages kamen die Menschen, aufgestachelt vom Zorn auf ihre dunklen Herren. Sie töteten seine Liebe und Virgil nahm Rache. Doch auch nachdem er den Letzten der Meuchelmörder getötet hatte stellte sich keine Heilung ein. Der Teil in ihm, der zu lieben vermocht hatte war einer kalten Effizienz gewichen. Der Schmerz war zu Eis geworden und nur sein Nutzen für das Haus Garres war geblieben. Er trug einen kleinen hölzernen Totem um den Hals. Eine Frauenfigur deren Farben lange verblasst waren. Eine Erinnerung an das was ihm genommen wurde. Virgils Finger spielten mit der Figur während er erzählte. Für einen kurzen Moment schien der alte, der wahre Virgil Garres hinter seiner Maske hervor zu lächeln, als er mir den Rat gab nicht so zu werden wie er. Ich fühlte mich geehrt. Irgendetwas sagte mir, dass nicht viele, vielleicht auch niemand sonst, die Geschichte von Virgil Garres aus seinem eigenen Mund gehört hatten. Ich schaute auf die Uhr. Es war 21:53.


Tagebuch von Sophia Garres,
Ich wurde zunehmend unruhiger und tigerte in der alten Festung auf und ab. Xander ließ mich nicht in Kendras Zelt und auch die restlichen Wachen der Garres waren mehr als unkooperativ. Es war 22:34 als ich mich entschloss, mich in den umliegenden Wäldern umzusehen. Ich schlich durch den nächtlichen Wald und da bemerkte ich eine Gruppe Bewaffneter, in Militäruniformen. Die Selben die ich in Keneths Bunker bekämpft hatte. Sie schienen auf etwas zu warten doch irgendetwas war anders an ihnen. Ich rannte wie der Teufel zurück als ich es bemerkte. Sie waren Vampire. Ottokar hatte seine neuen Soldaten zu Vampiren gemacht. Eine neue Brut der Corvinus. Ich kontaktierte Virgil über Funk. Wenn jemand die Reihen der Angreifer lautlos ausdünnen konnte, dann er. Es war 23:29.


Tagebuch von Sophia Garres,
Virgil hatte gewiss blutige Ernte eingefahren, dennoch griffen sie uns mit Macht an. Xander hatte längst das Weite gesucht und ich entriss dem plötzlich sehr kooperativen Garreswachen im Turm den Zünder für die Sprengladungen. Die Vampire der Corvinus kamen über die Mauer und wurden von den Garres gebührlich empfangen. Ich hatte nicht die Uhrzeit gecheckt aber es muss kurz nach ein Uhr morgens gewesen sein, als Ottokar auf der Bildfläche erschien. Er schritt einfach so über den Hof der Festung. Garres ließ seine Bloodsucker los doch er schnippte nur mit dem Finger und die Sucker ignorierten ihn. Ich stand ein paar Schritte regungslos vom Turm entfernt und beobachtete ihn wie eine Schlange sein Opfer. Schätzte sein Gewicht, die Art wie er sich bewegte, seine Kraft. Als er mich bemerkte, streckte er mir eine Hand entgegen. Es rauschte in mein Ohren, ich fühlte wie mein Blut anfing sich einen Weg zwischen die Kapillare durch die Haut zu suchen. Mit bloßer Willenskraft hielt ich mein Blut zurück. „Ahhh das Kainskind! Rief er mir zu, sichtlich frustriert das sein magischer Trick bei mir nicht gewirkt hatte. „ Dein Blut wird mir besonders gut schmecken.“ Es gab nur eine Antwort die ich ihm geben konnte. Meine Hand krampfte sich um den Auslöser und der Sprengstoff im Turm explodierte hinter mir. Eine Feuerwalze schraubte sich in seinem Inneren nach unten, löschte aus was von dem Buch der Lada noch übrig war und ließ Tonnen von Gestein auf die Asche fallen. Ich grinste triumphierend und Ottokar war rasend vor Wut. Es war 01:23.


Blutkult
Ruben wischte sich den Schweiß mit dem Ärmel seiner Robe aus dem Gesicht und schlitzte die nächste Kehle eines Blutsklaven auf. Der Leichnam viel auf die drei Leichen darunter und sein Blut ergoss sich auf die Symbole die in den Boden geschrieben waren. Sofort viel er wieder in den Singsang der vier anderen Blutmönche mit ein. Es war schwer die Blutmagie des Corvinus im Zaum zu halten und langsam gingen ihnen die Opfer aus. Es war 01:45

Tagebuch von Sophia Garres,
Immer wieder schaffte ich es, mich dem Blick von Ottokar zu entziehen, nur um ihn aus dem Hinnterhalt wieder an zu greifen, aber meine Kugeln vermochten nicht viel Schaden an ihm auszurichten. Aber das mussten sie auch nicht. Mein Plan war, ihn auf mich zu fixieren, ihn soweit zu reizen dass er alles um ihn herum vergas und mich nurnoch töten wollte. Der Plan schien aufzugehen. Sein Schwert verfehlte mich nur knapp, die Wunde am Arm war nicht so schlimm. Es war 02:15.


Der Jäger
Virgil fand seine Beute. Der alte Vampir hetzte Sophia hinterher. Sie machte ihre Arbeit gut, denn genau so hatten sie es besprochen. Nur noch wenige Schritte trennten den Jäger von seiner Beute. Virgil sprang die Letzten Meter, Seine Äxte gruben sich tief in den Rücken des Corvinus. Das Gift breitete sich aus, und zerstörte das Gewebe rings um die Wunde. Ruben hatte nicht gelogen, es war gut diese Leiche zu besorgen. Doch das Jagdwild viel nicht. Blitzschnell drehte sich Ottokar um, Die Fänge gebleckt brüllte er wild und versetzte Virgil einen Schlag mit der flachen Hand. Das brechen von Knochen übertönte selbst den Kampflärm rings um sie herum. Virgil verlor seine Äxte und flog in hohem Bogen in die Masse aus kämpfenden Leibern zurück. Sophia sah mit einiger Bestürzung wie Virgil getroffen wurde. Sie wusste nicht ob er tot war, und in diesem Augenblick war es auch nicht wichtig. Mit einem Ruck rasteten die neuen Magazine in ihre Pistolen ein. Zornig brüllten Ihre Waffen auf und diesmal schlugen sie tiefe Wunden. Doch der Angriff von Virgil schien Ottokar wachgerüttelt zu haben und er richtete seinen Blick auf das Zelt in dem sich Kendra Garres aufhalten sollte. Auch wenn er das Buch nicht haben konnte, so könnte er sich doch die Blutkönigin schnappen. Mit grimmiger Miene begann er sich seinen Weg dorthin zu bahnen. Es war 02:53


Tagebuch von Sophia Garres,
Ich erreichte Kurz vor Ottokar das Zelt und fand es, bis auf eine Handvoll Wachen und fünf skandierende Blutmönche, leer vor. Plötzlich rissen die Planen und eine Gruppe in schwarzer Kampfausrüstung sprangen herein. Ihre Anführerin zielte mit ihrer Pistole auf mich. Ich kannte sie, dieses trotzige, jugendliche Gesicht mit den Roten Zöpfen. Tatjana von den Todeshändlern. Valerius hat also seine Bluthunde losgeschickt. Ich war mir sicher, das die Tochter des Laszlov mich erschossen hätte wenn nicht hinter mir Ottokar von Corvinus das Zelt betreten hätte. Ich konnte mich nicht schnell genug ducken und er erwischte mich hart. Ich flog in eine Ecke des Zeltes, riss einen Zeltmasten um und blieb gekrümmt liegen. Gleich hinter Corvinus stürmten Bloodsucker herein und griffen jeden an der kein Garres war. Die Todeshändler zögerten keine Sekunde und schossen auf alles was sich bewegt. Ich konnte noch Ruben erspähen der einen der Mönche als Schutzschild gebrauchte als er floh. Der Eingang zu der Höhle unter der Festung war in dem Zelt verborgen und als ich mich aufrappelte sah ich noch Ottokar darin verschwinden. Das Zelt war längst Vergangenheit und der Blick auf die Mauern war frei. Tatjana und ihre Todeshändler hatten schnell und hart zugeschlagen. Ottokars Männer waren so gut wie ausgelöscht und nun hieß es auf den Mauern, Valerius gegen Garres. Ich kam wackelig auf die Beine, lud meine Pistolen durch und schleppte mich zu der Höhle. Es war 3:46.


Triumpf
Sie hatte den Feind bis in diese Höhle getrieben und nun würde sie ihn vernichten. Ihre übernatürlichen Sinne, in unzähligen Schlachten geschärft verrieten jemanden hinter ihr. Sie wandte sich um und konnte ihr Glück kaum fassen. Beim Blut, ihr stand die Erzverräterin gegenüber. Ein großer Tag für das Haus der Valerius und für den Orden der Todesritter. Die Bastardtochter des Emilio versucht sie zu beschwichtigen, redete von einem gemeinsamen Feind. Sienna Valerius drückte als Antwort nur den Auslöser ihres Morgensterns. Die Kette rasselte aus dem Griff und der schwere, eiserne Kopf krachte auf den steinernen Boden. Heute würde sie reiche Ernte einfahren. Sienna freute sich schon auf Laszlovs Gesicht wenn die Todesritterin ihm beide Köpfe vor die Füße warf. Was für ein Triumpf. Ihre harten Züge verzogen sich zu einem gemeinem Grinsen. Plötzlich krachte etwas gegen sie, brachte sie aus dem Gleichgewicht. Breite Schultern, schlohweißes Haar und eine Maske aus Eisen. „Geh Sophia! Bring es zu Ende!“ rief Virgil Garres der Verräterin zu ohne Sienna aus den Augen zu lassen. „Also bringe ich dir drei Köpfe, Geliebter.“ dachte sie und hob ihren Morgenstern. Doch die Verräterin Sophia war tiefer in die Höhle geflohen. Es war 3:56.


König und Königin
Sophia hatte das Ende der Höhle erreicht, die in einer steilen Öffnung an der Flanke des Berges mündete. Es dämmerte bereits.
Das stand sie, Kendra Garres und Ottokar stand ihr gegenüber. „Du gehörst mir!“ brüllte er und griff mit der Hand nach der Königin. Blut schoss aus ihrem Körper direkt in Ottokar hinein. Kendra viel tot um, ihr Kopf schlug am Boden auf, die Maske löste sich und offenbarte ein makelloses Gesicht. Es war nur irgend ein Mädchen.
Ungläubig starrte Ottokar auf es hinab, „ Das ist eine Falle Ottokar, und du bist direkt hinein gelaufen.“ Meldete sich Sophia zu Wort und Corvinus wandte sich zu ihr. „ Du dummes Kind, „ lachte er. „Du kannst mir nichts. Heute ist kein Kain da um dich zu retten.“ Sophia hob wortlos den Zünder hoch und Ottokars lachen verstummte. „Ich brauche keinen Kain mehr.“ Sophia drückte den Zünder, ein Knall ertönte und die Öffnung im Berg verschwand. Sie ließ den Zünder fallen, ein weiterer Knall und die Decke über Ottokar löste sich und stürzte herab. Sie lief los, so schnell sie konnte, den Weg zurück den sie hergekommen war. Ottokar, mit Wut verzerrter Fratze, dicht hinter ihr. Hinter ihnen folgten weitere Explosionen und ließen den Berg auf die Höhle fallen. Es war 4:21


TAG
Die Sonne war aufgegangen und Sophia rannte auf den Kegel aus Licht zu, den Atem von Ottokar im Genick. Rings um sie viel der Berg zusammen. Die Explosionen hatten sie längst eingeholt. Gerade so wich sie einem herabstürzenden Felsbrocken aus, biss die Zähne zusammen und lief weiter. Es kam ihr absurd vor, dass gerade das Licht des Tages ihr Rettung versprach. Gerade als sie einen Schritt aus der Höhle tat spürte sie den stechenden Schmerz an ihrer Seite. Sie blickte an sich herab und sah die Spitze der silbernen Klinge aus sich herausragen, als das Schwert des Corvinus sie von hinten durchbohrt hatte. Sophia fiel nach vorn, drehte ihren Oberköper und entriss Ottokar die Klinge. Sie fiel in das Licht hinein. Sophia kämpfte sich auf die Beine, zog das Schwert der Corvinus aus sich heraus und warf es achtlos fort. Die Wunde war schwer aber nicht tödlich. Die Kämpfe in der Festung waren völlig zum Erliegen gekommen. Wer nicht tot war, ist vor der Sonne geflohen. Alle waren fort, abgesehen von Sophia und Ottokar, der unsicher im Eingang der kollabierenden Höhle stand. „Du hättest in deinem Käfig bleiben sollen!“ Rief sie ihm zu und breitete herausfordernd die Arme aus.

Ottokar zögerte. Über 4000 Jahre wandelte er schon über diese Welt. Er war ein Teil von ihr geworden, wie die Flüsse und die Berge. Er sah Zivilisationen entstehen, sah Reiche aufsteigen und fallen. Er war besiegt worden und ist zurückgekehrt, stärker denn je und nun… Nun wurde er besiegt von einem Gör, keine 100 Jahre alt. Ein Teil von ihm wusste, dass es so enden würde. Als er sie das erste Mal getroffen hatte, im Gefängnis des Markus Valerius. Als er ihr Blut gerochen hatte. Altes Blut, reines Blut. Kainskind. Die Alten haben es geflüstert als sie ihn blendeten und entstellten. Der gepeinigte Ottokar hatte es gewusst, doch der stolze Corvinus in ihm wollte es nicht wahr haben. Nun war er hier, das Buch war zerstört, die Blutkönigin außerhalb seiner Reichweite, alle seine Pläne waren durchkreuzt und nun blieb ihm nur noch eine Wahl. Lebendig begraben oder in der Sonne brennend. Er war lange genug ein gefangener, also entschied er sich für das Feuer, aber er würde nicht allein Brennen. Die Höhle stürzte ein und, einem letzten Atemzug gleich, stob eine Wolke aus Staub und Trümmern nach draußen. In dieser Wolke sprang Ottokar heraus, direkt auf Sophia zu. Er wollte sie packen, sie umarmen. Sie sollten beide Brennen. Die Sonne hatte schon sehr lange auf Ihn gewartet und als er sich ihr zeigte stürzte sie sich gierig auf ihn. Sophia hatte ihren alten Pflock bereits in der Hand. Das schwarze, polierte Holz schimmerte in der Sonne, und die silbernen einlagen schienen in einem gleißenden Licht zu leuchten. Sie begegnete dem brennenden Ottokar in der Luft und rammte ihm den Pflock direkt ins Herz.


Tagebuch von Sophia Garres
Ich blieb bei ihm bis das Feuer ihn restlos verzehrt hatte. Ottokar von Corvinus war zu Asche geworden, genau wie meine Eva. Mein Sieg fühlte sich eigenartig an. War er umsonst? Ich war losgezogen Ottokar zu vernichten um meine Tochter vor ihm zu schützen und habe sie dennoch verloren. Eine sanfte, morgendliche Briese wehte heran und verteilte Ottokars Asche auf dem Blut getränktem Boden. Die Sonne war warm auf meiner Haut und der leichte Luftstrom fühlte sich kühl und angenehm an. Ich habe mich noch nie so lebendig Gefühlt wie in diesem Moment. Das Geschenk meiner Tochter an mich. Ich habe ihr das Leben gegeben und nun hat sie mir welches eingehaucht. Es war ihr Wunsch und was wäre ich für eine schreckliche Kreatur wenn ich ihr diesen Wunsch verwehren würde?
Ich lebe. Ich nehme dein Geschenk an und werde es Achten. Ich liebe dich meine kleine Tochter, wo auch immer du jetzt bist. Grüße Lukas von mir und gib im einen Kuss. Ich werde euch beide immer lieben, doch noch kann ich nicht zu euch kommen. Louise hatte Recht, es liegt noch viel Arbeit vor mir.
Ich wollte mich gerade auf den Rückweg machen als ich zwischen dem Geröll am Eingang zu der Höhle etwas bemerkte. Ich bückte mich danach. Eine silberne Kette mit einem Anhänger aus Holz in Form einer Indianischen Frau. Ich legte mir die Kette um, behalte sie als ein Totem bei mir. Vigil hatte Recht, ich würde niemals so werden wie er.
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Re: Immortal IX - Bloodwar

Beitragvon Conan » Di 13. Sep 2016, 17:58

Tage wie dieser sollten eigentlich hinter ihr liegen.

Versteckt in einem Truck gesteuert von Menschen, die dem Hause Garres treu ergeben waren.
Kendra Garres saß mutterseelenalleine am Boden des Anhängers zwischen Transportgut und hatte gewartet bis alles vorüber war. Irgendwo auf der Autobahn kurz vor Paris.
Es hatte echt aussehen müssen, darum war sie ebenfalls nach Europa gereist, doch ihre Doppelgängerin war statt ihr in der Festung gewesen.
Zugegeben sie wäre sehr gerne selbst dort gewesen, doch die Recherchen mit Ruben hatten ergeben, dass Ottokars Haus tatsächlich schon mal etwas mit einer sogenannten Blutkönigin zu tun gehabt hatte.
Sie konnten das Risiko nicht eingehen. Besser gesagt ihr Haus Garres wollte das nicht.
Doch nun war es vorbei. Ottokar war tot. Die Falle hatte funktioniert. Aber zu welchem Preis?
Dutzende tote Garres Vampirsoldaten und Virgil Garres war verschwunden, verschüttet… vermutlich tot.
Valerius war es gewesen, hatte dazwischen gefunkt. Lazlo war schlau und gerissen. Aber Valerius, in Gestalt von Sophia war auch die Mörderin des alten Vampirs. Nun allerdings war sie eine Garres. Oh wie Valerius sie dafür hassen wird….

Sie merkte nicht wie ihre Haut blasser wurde und ihre Augen sich rot färbten, doch als der Drang in hier hochstieg unterbrach sie ihre Gedanken. Ruben hatte gesagt sie solle ruhig bleiben, als Schutz vor Ottokar, doch der war nicht mehr. Und wie hatte es doch geheißen?

…das Blut braucht seine Königin…

Mit diesen Worten ließ sie ihren Drang nach Blut freien Lauf und zog es zu sich, diesen wohltuenden nahrhaften Lebenssaft der Kinder der Nacht. Es brach aus, und ähnlich wie Ottokar es in Japan gemacht hatte zog Kendra das Blut aus einigen Meilen zu sich. Hunderte Menschen und Tiere gaben ihr ihr Blut und als sich der Rauch verzog von der Massenkarambolage auf der Autobahn riss sie die Türen des Trucks auf und stieg blutüberströmt in die kalte Nacht.

Die Blutkönigin war nun erwacht.

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